Auch die zweite Produktion der Festspiele Reichenau ist eine Neuauflage: Nach Beverly Blankenships Inszenierung im Jahr 1998 hat sich nun Hermann Beil Iwan Turgenjews "Ein Monat auf dem Lande" angenommen. Die russische Seele begeht einmal mehr ihre wohlzelebrierte Wiederkehr. Premiere war am Dienstagabend.

Offenbar reicht es ja schon aus, dass in einem russischen Theaterstück niemand zu Tode kommt, um die Bezeichnung "Komödie" zu rechtfertigen. Viel zu lachen gibt es nicht unbedingt, abgesehen von der köstlichen Szene gleich nach der Pause, als der Arzt Schpigelskij (ausgezeichnet: David Oberkogler) der Gesellschafterin Jelisaweta (ziemlich brav: Chris Pichler) einen gebieterischen Heiratsantrag macht.

Erotische Scharmützeln

Der Plot von der fadisierten Sommerfrischengesellschaft, die sich in erotischen Scharmützeln und neurasthenischen Befindlichkeiten ergeht, zieht sich wie ein roter Faden durch viele Reichenauer Produktionen, sodass man bisweilen fast meinen könnte, immer das gleiche Stück zu sehen. Und so finden sich auch diesmal etliche hell gekleidete Damen und Herren ein, um ihre kapriziösen Konversationen in gewohnter Manier zu führen. Beil inszeniert erstaunlich konventionell, lässt viel Outrieren zu und schafft nur phasenweise Spannung, etwa wenn der Gutsbesitzer Arkadij (Dirk Nocker) zu guter Letzt doch einmal so richtig explodiert.

Exaltierte Stemberger

Julia Stemberger ist seine exaltierte Ehefrau Natalja, Maria Schuchter ein entzückender Backfisch Werotschka, Günter Franzmeier gibt den gebeutelten Hausfreund Rakitin, Nicolaus Hagg den reichlich dämlichen, aber reichen Nachbarn und Louise Knof ein entzückend herbes Hausmädchen. Peter Loidolt hat die Bühne im Neuen Spielraum mit Birkenstamm-Stümpfen versehen, was der Szenerie eine gewisse Kahlheit verleiht. So kahl, wie die dürstenden Seelenlandschaften der echauffierten Herrschaften sich eben darstellen. Die vorliegende Kritik bezieht sich auf die Hauptprobe von Montagnachmittag.