"Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ lautete der Titel eines Landschaftskunstwerkes von Joseph Beuys, das 1982 auf der documenta vorgestellt wurde. Dafür pflanzte er mit Helfern 7000 Eichen an unterschiedlichen Standorten in Kassel, um das Thema Urbanisierung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Heute sind die Bäume längst Teil des Kasseler Alltags, und dem zu Beginn der Aktion stark angefeindetem Künstler ist eine Joseph-Beuys-Straße gewidmet.
„Kunst im öffentlichen Raum hat die Chance, jeden zu erreichen“, meint Klaus Littmann, Schweizer Kunstvermittler und Kurator, der mit seinem Projekt „For Forest“ nächstes Jahr Klagenfurt in den Fokus weltweiter Aufmerksamkeit rücken will. Auch die Realisierung einer futuristischen Zeichnung des Tirolers Max Peintner mit einem Wald aus 200 Bäumen, der im Klagenfurter Stadion gepflanzt wird, thematisiert unseren Umgang mit der Natur. Ein Thema, das derzeit allgegenwärtig ist – von der Weltklimakonferenz bis zum grandiosen Bestseller des US-Autors Richard Powers „Die Wurzeln des Lebens“.

Der Schweizer Kunstvermittler Klaus Littmann
Der Schweizer Kunstvermittler Klaus Littmann © weixx

Aufsehen erregend

Poetische Installationen kennzeichnen Klaus Littmanns Kulturprojekte, die mit privaten Geldgebern realisiert werden. Zuletzt ließ er im Oktober zwölf Helium gefüllte Ballons von Künstlern gestalten und über Basel schweben: „Jardin des Planètes“ nannte er diese temporäre Kunstintervention, die buchstäblich Aufsehen erregte. Eine Ausstellung von Lithografien Alberto Giacomettis, die derzeit im italienischen Cecina zu sehen ist, erlaubt einen weiteren Blick in Littmanns Universum: „Paris sans fin“ zeigt 150 Parisansichten, die nach Giacomettis Tod in Buchform erschienen. Diese Schau wird von Mai bis Juli 2019 auch in der Klagenfurter Stadtgalerie zu sehen sein, wo dann ab September eine Begleitausstellung zum Stadion-Projekt „For Forest“ gezeigt wird.

Christo bei der Begehung seiner Monumentalinstallation auf dem Iseo-See seiner
Christo bei der Begehung seiner Monumentalinstallation auf dem Iseo-See seiner © APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE


Wie viel Kultur als Standortfaktor auslösen kann, illustrieren die Aktionen des Künstlerpaares Christo und Jean-Claude. Im Herbst 2016 wandelten Hunderttausende Menschen über die „Floating Piers“ auf dem oberitalienischen Iseo-See. Die Hotels der Region waren über Wochen ausgebucht. Die beiden Künstler arbeiteten auch oft mit Bäumen. So verpackten sie 1998 rund um die Fondation Beyeler in Basel 178 Bäume in 55.000 Quadratmeter Polyestergewebe und machten diese „Wrapped trees“ zu einem temporären bildhauerischen Meisterwerk, das abschließend wieder ausgepackt wurde.

Nachnutzung


Wo die 200 Klagenfurter Bäume nach dem Stadion eine neue Heimat finden werden, ist laut Kulturabteilung noch nicht entschieden. Der neue Stadtwald wird jedenfalls die rund 16.000 Bäume ergänzen, die das Stadtgartenamt derzeit verwaltet. Und wer weiß, vielleicht wird ja einmal ein Klaus-Littmann-Weg zu diesem Park führen.
Info: www.klauslittmann.com