Am Samstag wird wieder unter freiem Himmel eröffnet. Haben Sie Bedenken, dass die Wassermusik ins Wasser fällt?
Holger Bleck: Das wollen wir nicht hoffen. Aber wenn man draußen in der Natur etwas macht, muss man damit leben, dass immer etwas passieren kann. Aber wir sind vorbereitet und haben Ersatztermine.


Das ist nun Ihr dritter Carinthischer Sommer. Betrachten Sie sich als angekommen?
Angekommen im menschlichen Sinne auf alle Fälle. In drei Jahren kann man schon Freundschaften schließen. Man hat auch die eine oder andere Feindschaft, obwohl man sie nicht will. Aber das ist normal. Programmatisch und musikalisch ist die Reise natürlich noch nicht zu Ende.


Sie schwören auf viel Cross-over, zulasten großer Orchesterkonzerte.
Orchester und große Ensembles haben auch mit Geld zu tun. Wenn man meine drei Jahre Revue passieren lasse, so habe ich 2016 mit deutlichen Referenzen an die Vergangenheit und die Programmierung von Dr. Schlee und Gerda Fröhlich begonnen. Im zweiten Jahr habe ich mich insofern freigespielt, weil ich einen Strauß hatte an vielen Konzerten und zeigen wollte, was alles möglich ist. Jetzt beginne ich zu fokussieren, heuer liegt der Fokus auf jung, weiblich und Rising Star. Es wird auch wieder einmal mehr Klassik und mehr Orchesterkonzerte geben. Aber heuer kommen Spots, mit denen ich für Überraschungen sorgen möchte.


Sie sagen, Orchester sind eine Geldfrage. Die Musikwochen Millstatt haben das deutlich kleineres Budget und mehr große Orchesterkonzerte. Was machen die besser?
Die machen gar nichts besser. Das ist eine Entscheidung, wie man es haben will. Bei der Programmpräsentation hat ein Vereinsmitglied gesagt: „Herr Bleck, endlich sind wir nicht mehr Klein-Salzburg.“ Ich stelle mir vor, den Carinthischen Sommer unverwechselbar zu machen und nicht auf große Festivals zu schauen, die auf Stars und bekannte Namen setzen. Das will ich auch machen. Aber zuerst will ich zeigen, was alles möglich ist, dieses Spielen mit der Natur, dann die Formate, die ich mit gebracht habe, wie die Wassermusik, CS unterwegs, die Musiksalons an interessanten Orten. Das Geld kann man nur einmal ausgeben, ich habe es dieses Jahr für diese Formate ausgegeben. Das sind künstlerische Entscheidungen, mein großer Wunsch ist es, dem CS in der reichen Festivallandschaft eine einzigartige Farbe zu geben.


Ein Alleinstellungsmerkmal des CS ist die Kirchenoper, die Sie jedes zweite Jahr realisieren wollen. Heuer müssen Sie ohne auskommen ...
Der Carinthische Sommer ist ja nicht nur durch die Kirchenoper bekannt. Aber Oper ist nun einmal eine der teuersten Kunstformen, ich möchte die Carinthische Wassermusik als Marke etablieren und im Wechsel mit der Kirchenoper jedes zweite Jahr mit der Wassermusik eröffnen Ich bin auf besten Weg, auch andere Markenzeichen zu schaffen. CS unterwegs gilt schon als beliebtes Format, scheint also angekommen zu sein. Die Leute merken, da kommt etwas auf sie zu, im Sinne von: Wir gehen zu ihnen hin. Wir spielen ja auch in Strandbädern, sind heuer einmal in Slowenien, in der Nähe von Udine und streifen sogar die steirische Grenze. Wir wollen den Carinthischen Sommer zu den Menschen bringen, um sie in das Herz, nach Ossiach und Villach, zu locken.


Sie bringen nächstes Jahr auch den Belvedere-Gesangswettbewerb nach Kärnten.
Ich organisiere den Wettbewerb seit bald 20 Jahren mit der Witwe des Gründers, Isabella Gabor, gemeinsam. 2012 haben wir beschlossen, die Finalrunden international zu machen, und sind von Wien nach Amsterdam, dann nach Düsseldorf und nach Südafrika gegangen. Letztes Jahr waren wir in Moskau, heuer in Lettland. Zum 50-jährigen CS-Jubiläum einen großen Gesangswettbewerb herzuholen, hat natürlich was.


Was wird sich daraus unmittelbar für den Carinthischen Sommer ergeben?
Das Finale wird zugleich das Eröffnungskonzert des Carinthischen Sommers sein. Ich möchte auch die Kirchenoper zum Teil mit Sängern des Belvedere-Wettbewerbs besetzen. Die diesjährige Solistin beim KSO-Konzert, Aigul Akhetshina, die Belvedere-Preisträgerin 2017, hat vor Kurzem in London an der Covent Garden Opera die Carmen gesungen. Die hat eine tolle Stimme, schaut gut aus und hat das Potenzial, richtig groß zu werden.


Mit Landeshauptmann Peter Kaiser haben Sie einen neuen Kulturreferenten als Ansprechpartner. Haben Sie bereits Ihre Wünsche bei ihm deponiert, außer dem nach mehr Geld?
Ein Wunsch ist natürlich, das 50-Jahr-Jubiläum gebührend zu begehen, das heißt auch mit größeren Ensembles und dafür braucht es mehr Geld. Auch für ein richtiges Weltorchester, das man sich nicht immer leisten kann. Das ist beim Land deponiert und wie ich es einschätze, gibt es wohlwollendes Interesse.


Der Spielort St. Andrä, den Sie, salopp gesagt, schlucken mussten, bleibt erhalten?
Das wird die Zukunft zeigen. Ich möchte die Frage so beantworten: Ich habe diesen Job auch wegen meines Konzeptes bekommen. Da waren mit CS unterwegs und den Musiksalons mobile Formate drin. Die Idee, ins Land zu gehen, war also von Anfang an da. Dadurch, dass sich die Politik ins Operative eingemischt hat, hat St. Andrä eine Gewichtung bekommen, die gar nicht vorhanden ist. Da das Geld nun einmal nicht so fließt wie früher einmal, muss ich überlegen, wie ich trotzdem zu dem komme, was ich will. Und St. Andrä hat für die Kirchenoper von Bruno Strobl sehr viel Geld, 50.000 Euro, in die Hand genommen, und weitere 50.000 Euro kamen von der katholischen Kirche Kärntens. Das sollte im Vordergrund stehen. St. Andrä ist durch das Eingreifen der Politik in ein falsches Licht gestellt worden. Die Politik sollte Rahmenbedingungen schaffen, aber nicht in das operative Geschäft der Kultur eingreifen. Ich bin guter Hoffnung, dass der neue Kulturreferent da stärkere Akzente setzt als der ehemalige.


Wieso haben Sie sich nicht gegen die Einflussnahme des damaligen Kulturreferenten Benger gewehrt?
Es ging um das Abwiegen. Man kann gegen alles protestieren. Mein Ding ist, mit den Leuten zu sprechen und Lösungen zu finden. Manchmal muss man halt sagen: Es ist, wie es ist, wie kann ich das Beste draus machen. Das Beste war, die Kirchenoper aufzuführen.