Schon zu Beginn künden Wolken und Mondnacht von den romantischen Sphären, in die Beate Vollack das Publikum in der Ballettproduktion entführt, in die Welt der Naturgeister und der Träume von Liebe, die große Gegensätze vereint. Seit jeher lockt in vielen Mythen die Gestalt der Wassernixe den Menschen. Aus Friedrich de la Motte-Fouqués romantischem Märchen „Undine“ destillierte der britische Tänzer und Choreograf Frederick Ashton Ende der 1950er-Jahre den Handlungsstrang für ein abendfüllendes Ballett, der junge Hans Werner Henze schrieb dazu die Musik. Es atmet die mediterrane Atmosphäre seiner Entstehung und braucht den Vergleich mit den großen klassischen Balletten nicht zu scheuen.

Beate Vollack geht mit ihrer modernen Version des Märchens jedoch eigene Wege und lässt das Rätselhafte, Uneindeutige des Wasserwesens von sechs Tänzerinnen gleichzeitig verkörpern. Stephanie Carpio, Isabel Edwards, Mireia Gonzalez Fernandez, Rosa Maria Pace, Renata Parisi und Marina Schmied erscheinen wie ein Vexierbild von Undine, ident gekleidet, aber als unterschiedliche Facetten ein und derselben Frau. Dieser nicht fassbaren Undine steht die moderne, klare Beatrice gegenüber. Ann-Kathrin Adam interpretiert sie als zugewandte und mutige Frau, die nicht fassen kann, was ihr widerfährt. Den Widerstreit der Gefühle zwischen der fluiden Undine und der strukturierten Beatrice kann der junge Palemon (elegant: Christoph Schaller) nicht lösen.