Der umstrittene Abwehrkämpfer und „Meister der Volksabstimmung“ Hans Steinacher ist gezeichnet: Wie ein verwirrter Obdachloser zieht er, in Decken gehüllt und vor sich hin deklamierend am Domplatz ein. Er will einen Platz für sein Denkmal finden: „Ich bestehe auf mein Denkmal! Wenn schon nicht in euren Herzen, dann im Herzen der Stadt!“
Das Denkmal, das es einmal in Völkermarkt gab, wurde 1976 in den Nachwehen des Ortstafelsturms gesprengt, eine Gedenktafel in Miklautzhof anlässlich des vorjährigen Hundert-Jahr-Jubiläums der Kärntner Volksabstimmung wurde beschmiert. Steinacher war der Motor der pro-österreichischen Propaganda bei der Volksabstimmung („der Andreas Hofer unserer Heimat“), ist wegen seiner Tätigkeit für die Nationalsozialisten aber bis heute umstritten. Bei der NS-Spitze war der Nazi in Ungnade gefallen: „Ab Sommer 34 wurde ich der eigentliche Führer der NSDAP. Aber ich stand nicht demütig vor den Herren, weder vor Hitler noch vor Göring!“
Der deutsche Schauspieler Patrick Dollas und Klaus Schönberger vom Institut für Kulturanalyse haben aus Originalzitaten Hans Steinachers (1892 - 1971) für das Klagenfurt Festival ein vergnügliches Stück Straßentheater gemacht, das sein Publikum vom Domplatz über den Neuen Platz bis zum Landhaushof führt. Dabei verwandelt sich Dollas lustvoll und charismatisch vom abgerissenen Streuner mit seinem Handwagen zum Para-Militär, der Autogrammkarten verteilt und schließlich zum Prediger mit Fackel und Toga, der rote Herz-Kekse als Kommunion an seine Jünger ausgibt.
Mit zahlreichen amüsanten Regieeinfällen und Bildern (Birgit Angele) gerät „Šteinacher – Hamsuchung“ des Theaterkollektivs „Urangst und Vergnügen“ zum kurzweiligen Stadtspaziergang - inklusive sprechender Hamsterpuppen („mein kleiner Hatschek“), Reindling-Backen („mit braunem Zucker“) und James-Bond-Signation vom Band. Eine sehenswerte Geschichtsstunde!
"Šteinacher - Hamsuchung", noch am 5. September, 18 Uhr, Klagenfurt Domplatz, Eintritt frei
Karin Waldner-Petutschnig