Bewegung kommt auch in die Frage, wann und wie trotz Anti-Corona-Maßnahmen die Vorbereitungen auf die nächste Theatersaison starten können. Der für Kultur zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat am Freitag Herbert Föttinger zu einem Vier-Augen-Gespräch getroffen, das der Josefstadt-Direktor danach "sehr erfreulich und lösungsorientiert" nannte.
Föttinger war in den vergangenen Tagen in der ersten Reihe der Kritiker gewesen, die die in der Vorwoche von Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek bekannt gegebenen Restriktionen wie die 20-Quadratmeter-Regel völlig praxisfremd und für einen regulären Theaterbetrieb unbrauchbar genannt hatten. "Wir sind übereingekommen, gemeinsam lösungsorientiert daran zu arbeiten, um alles daranzusetzen, dass man im Herbst wieder spielen kann", so der Direktor des Theaters in der Josefstadt, der betont, sich dabei immer auch für die Mittel- und Kleinbühnen sowie für die von den Schließungen arg getroffene Freie Szene einzusetzen. Mit den Direktoren der großen Wiener Theater soll es am Dienstagnachmittag eine Videokonferenz mit Lunacek geben, so Föttinger.
Die Regel, wonach pro Person 20 Quadratmeter Platz zu Verfügung stehen müsse, wird wohl über Bord geworfen werden. "Wir sind uns beide einig, dass es nicht möglich ist, das am Theater umzusetzen." Er könne sich aber vorstellen, dass es möglich sein könnte, unter den an einer Produktion beteiligten Mitwirkenden regelmäßige Testungen durchzuführen. Wenn Claus Peymann, der Regisseur der geplanten Eröffnungsproduktion "Der deutsche Mittagstisch", hoffentlich im Juni von Berlin nach Wien fliegen werde, müsse er eben einen Coronatest absolvieren und könne erst nach negativem Testergebnis mit den Proben beginnen.
Ganz anders verhalte es sich beim Theater in der Josefstadt bei den Zuschauern: "Die Josefstadt ist eigentlich eine Corona-App", meinte Föttinger. "99 Prozent der Zuschauer sind bei uns registriert. Wir wissen genau, wann wer wo in welcher Vorstellung sitzt." Das könnte ein praktisch lückenloses Contact-Tracing ermöglichen, sollte ein Coronafall auftreten. Von den diskutierten Abstandsregeln mit freigehalten Sitzen und freien Sitzreihen halte er nichts. "Das wären in der Josefstadt maximal 90 Personen. Damit würden nicht nur fünf Sechstel unserer Einnahmen wegfallen, es wäre auch künstlerisch eine Katastrophe." Es sehe jedenfalls nun so aus, als könnte man tatsächlich bis Mitte Mai praktikable Regeln zustande bringen, sagte der Theaterdirektor.