Lange bleibt der Vorhang geschlossen, bis sich aus dem Dunkel des Zuschauerraums eine meuternde Stimme erhebt. Man kenne das, ist da zu hören von einem, der sich offenbar befugt fühlt, etwas zu kommentieren, das noch gar nicht stattgefunden hat. Und man ist geradezu erleichtert, als der Querulant sich als Schauspieler (Michael Scherff) erweist, der alsbald die Bühne erklimmt.

Da wird die in weiterer Folge leider nicht eingelöste Erwartung geweckt, dass der oftmals strapazierte "Herr Karl-Mythos" doch etwas variiert würde, zumal mit der Gruppe "Wiener Blond" eine starke musikalische Ebene hinzukommt. Jedoch die in prophylaktischer Selbstironie geäußerte Befürchtung, die mitwirkenden "Piefkes" und "Weiber" würden dem Original-Quasi nicht gerecht werden, scheint in der Folge nicht ganz unberechtigt.

Und so plagen sich die bemühten Ensemble-Mitglieder Tim Breyvogel, Tobias Artner und auch Josephine Bloeb an diversen durchaus abwechslungsreich dargestellten Szenen und Dialogen von Qualtinger und Carl Merz bzw. am aufgeteilten "Herr Karl"-Monolog ab. Den meisten Beifall heimst Hanna Binder, die einen Haarschnitt wie Grace Jones verpasst bekam, mit einem virtuosen Schlagerpotpourri ein.

Dem wirklich bösen "Quasi", wie er etwa gemeinsam mit André Heller im legendären "Krüppellied" zum Vorschein trat, begegnet man hier kaum. Wenigstens die Kurz'schen Spätaufsteher finden Eingang in den Text, der dennoch insgesamt zu zahm bleibt, um einstiges Erregungspotenzial erahnen zu lassen, geschweige denn zu gegenwartsbezogener Relevanz zu finden.

Doch lohnt es sich, den Schlussapplaus abzuwarten und noch die Zugabe von "Wiener Blond" mitzuerleben. Da erlebt dann endlich der "g'schupfte Ferdl" fröhliche Urständ', und auch der Papa wird's wieder einmal richten. Ja, Qualtinger war schon ein Elementarereignis, und es ist kein Leichtes, sich an seiner Hinterlassenschaft angemessen abzuarbeiten.

Quasi Jedermann. Helmut Qualtinger, der Menschenimitator. Konzept und Regie: Christina Tscharyiski und Julia Engelmayer. Mit Tobias Artner, Hanna Binder, Josephine Bloeb, Tim Breyvogel, Michael Scherff, Navid Djawadi und Wiener Blond. Weitere Aufführungen am Landestheater NÖ, St. Pöltenbis 9. März, Information und Tickets: Tel. 02742/908080-600, www.landestheater.net