Was sogleich auffällt: Mario Dobernig kann zuhören. Richtig zuhören. Und man muss ihn erst ein wenig drängen, bis er endlich anfängt, von sich selbst zu erzählen. Dabei hat der 34-Jährige wahrlich einiges zu sagen. Wie er in Graz anfing, Schlagzeug zu studieren, und bald schon zur Sibelius-Akademie nach Helsinki wechselte. Und dort im Orchester spielte, bis er 2008 als Austauschstudent nach Melbourne ging. „Ja, die Welt ist klein geworden. Natürlich habe ich auch Finnisch gelernt. Ich lerne überhaupt recht leicht“, lacht der Musiker, der aus Preg bei Knittelfeld stammt – „einem Dorf mit 100 Einwohnern und 200 Kühen“.

Sein Dirigierhandwerk hat Dobernig auch dank eines Sonderstipendiums an der Universität in Melbourne erlernt, bei der Koryphäe John Hopkins. „In den 80ern war der Brite der große Dirigierlehrer in Australien. Ich dachte gleich, von dem kann ich was lernen.“ Und Hopkins glaubte offenbar an den jungen Musiklegionär aus der Steiermark. „Er hat dann sogar einen Teil meines teuren Studiums finanziert.“ 2014 revanchierte sich Dobernig mit dem Doktortitel, er promovierte über die 1990 verstorbene australische Komponistin Peggy Glanville-Hicks.

Dirigieren kann man schon lernen“, sagt Dobernig, „aber wichtiger ist es, die Musik zu analysieren, sie zu entmystifizieren und sie so zuerst den Musikern und dann den Zuhörern zu vermitteln. Ein guter Dirigent muss vor allem ein guter Mediator sein.“ Heute verfügt er als Dirigent sowie als Organisator und Manager über sein eigenes Orchester „Art of Sound“, das zwischen 12 und 150 Personen zählt, „ganz so, wie ich es gerade brauche“. Heuer war er zudem Gastdirigent beim Qatar Philharmonic Orchestra in Doha. Und Dobernig bringt ernste Musik gern auch an ungewöhnliche Orte: Im Frühjahr dirigierte er etwa im „problematischsten“ Nachtklub Melbournes ein Orchesterprojekt mit elektronischer Tanzmusik. Reaktion aus dem dortigen Publikum: „Fuck yeah! Ich liebe das Orchester. Und der Kerl mit dem Didgeridoo war genial!“ – das „Didgeridoo“ war übrigens ein Fagott.