Jee-deeer-maaann!“ Zwar schallt schon seit letzten Freitag der schaurige Ruf von Gevatter Tod durch Salzburg. Und auch die bewährte Sakralreihe „Ouverture sprituelle“ läuft bereits. Aber erst heute erfolgt durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen die offizielle Eröffnung der Festspiele an der Salzach. Mit einer Zeremonie in der Felsenreitschule, bei der Ferdinand von Schirach zum heurigen Leitmotiv „Strategien der Macht“ existenzielle Fragen aufwerfen wird.
Salzburg, das ist – neben heuer vier Theaterpremieren – natürlich vor allem Oper. Fünf szenische Produktionen gibt es in diesem Sommer zu sehen, wobei Giuseppe Verdis „Aida“ mit der Traumbesetzung Anna Netrebko (Hauptrolle), Riccardo Muti (Dirigent) und Shirin Neshat (Regie) als Diamant in der schmucken Reihe funkeln soll. John Eliot Gardiner, quasi der Harnoncourt Englands, stellt seit gestern seine Sicht auf die drei großen Opern von Claudio Monteverdi zu dessen 450. Geburtstag halbszenisch vor. Dazu kommen noch drei konzertante Projekte.
Zwei "bunte Vögel"
Ein rasantes Musiktheater-Riesenrad also, aber kein Präzedenzfall für seine kommenden Amtsjahre bis 2021, wie uns Markus Hinterhäuser im Interview versicherte. Für den Auftakt seiner ersten Intendantensaison hat der 59-jährige Pianist und Kulturmanager zwei der buntesten Vögel aus der Klassikwelt zu seinem Festival gelockt: Regisseur Peter Sellars, den genialen Querdenker aus Pittsburgh. Und den Athener Dirigenten Teodor Currentzis, der von seiner musikalischen Versuchsstation im russischen Perm aus oft keinen Stein und keinen Ton auf dem anderen lässt.
Die kongenialen Brüder im Geiste zeigen heute Abend in der Felsenreitschule ihre Version von „La clemenza di Tito“. In seinem Spätwerk habe sich Mozart mit wesentlichen Fragen des Lebens, mit Wahrheit und Versöhnung befasst, darum arbeiteten die beiden die spirituellen Seiten der Oper aus 1791 heraus und bauten dafür auch Passagen aus kirchenmusikalischen Werken des Salzburger Genies ein, unter anderem aus der c-Moll-Messe.
Ö1 überträgt die Oper heute ab 18.30, in ORF ist sie ab 21.20 Uhr zu sehen.
Michael Tschida