Tag und Nacht, Freude und Trauer, Dur und Moll - vermeintliche Gegensätze, die einander komplettieren. So zogen die Tonarten den Ariadnefaden durch den Abend im Stefaniensaal mit dem Titel „Dur und Moll“.

Brillant tänzelte Pierre-Laurent Aimard am Klavier attacca durch die Epochen. Die erste, ausschließlich in melancholische Moll-Klänge gehüllte Konzerthälfte begann mit Tanzsätzen aus Bachs Französischer Suite Nr. 2. Es folgte eine Schubert-Suite von Walzern und Ländlern, die zu ausgewählten Miniaturen aus Schumanns Carnaval, op. 9, überleiteten. Nach Mazurkas von Chopin bildeten Tänze von Bartók den Schluss.

Wiederum von Bach bis Bartók, nun allerdings rein in Dur-Tonarten, glich Programmteil 2 einem Vexierspiegel. Pierre-Laurent Aimard gewährte in seiner federnd energetischen Darbietung nur kurze, aber nie zu kurze Momente des Aufatmens. In diesem furiosen Spannungsbogen, ganz dem diesjährigen styriarte-Festivalmotto „Tanz des Lebens“ verpflichtet, vermochte der 59-jährige Franzose ein harmonisches Kontinuum zu bezeugen, wie dies nur Interpreten seines Ranges können.