Wenn am 27. Juli Mozarts "La clemenza di Tito" bei den Salzburger Festspielen Premiere hat, wird man diese Oper in einer ganz neuen Version hören. Regisseur Peter Sellars und Dirigent Teodor Currentzis wollen die spirituellen Seiten von Mozarts Spätwerk stark herausarbeiten und haben dafür Passagen aus kirchenmusikalischen Werken, unter anderem der c-Moll-Messe, eingebaut.
Diesen ersten Einblick in die Vorbereitungen gaben die beiden am Freitagnachmittag bei einem Terrassentalk der Festspiele. In seinen letzten Lebensmonaten habe Mozart sich stark mit den wesentlichen Fragen des Lebens, mit Wahrheit und Versöhnung, auseinandergesetzt, erzählte Sellars: "Alles in diesem Werk dreht sich um Umkehr." "La clemenza di Tito" gehe der Frage nach, wie in Zeiten des Konflikts ein Zusammenleben möglich sei. Gerade nach den Anschlägen von Paris, Brüssel oder Manchester seien diese Themen aktueller denn je. "Wir wissen, was es heißt, wenn jemand auf einem öffentlichen Platz ermordet wird", sagte der Regisseur. Ihn berühre die Reaktion vieler Menschen, die dem Hass ihre Liebe entgegensetzen. "Die Versöhnung ist die Kernbotschaft von Titus", meinte Sellars. Im zweiten Akt der Oper gehe es genau um diese spirituelle Erneuerung. Das Kyrie aus Mozarts c-Moll-Messe drücke dies in der schönsten Form aus.
Für ihn sei "La clemenza di Tito" eine Erzählung darüber, was Mozart in seiner letzten Lebensphase spirituell bewegt habe, sagte auch Currentzis. Es gehe viel um die Frage, wie man seinem Leben eine andere Richtung geben könne. "Wir haben das Stück in einer sehr speziellen Art aufgemacht", schilderte der Dirigent. Durch den Einbau der Passagen sakraler Musik entstehe ein besonderer Zauber. "Alles fließt magisch ineinander", schwärmte Currentzis.
Bei den Proben habe sich Stück für Stück herauskristallisiert, dass manche Rezitative, die nicht von Mozart, sondern von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr seien, gestrichen werden könnten. "Wir sind sehr behutsam und mit dem größtmöglichen Respekt für den Komponisten vorgegangen", erzählte Currentzis: "Wir wollen das herausarbeiten, was Mozart gefühlt hat."
Es sei für ihn ein sehr emotionaler Moment, mit der Inszenierung von "La clemenza di Tito" nach Salzburg zurückzukehren, erklärte Sellars: "In diesem Sommer laufen für mich viele Fäden zusammen." Gerard Mortier habe ihn nach Salzburg geholt. Er erinnerte an sein Debüt 1992 mit Messiaens "Saint Francois d"Assise" in der Felsenreitschule. Mortier habe auch ihn und Currentzis bekannt gemacht. "Ich bin der Musikdirektor, er ist der Regisseur", scherzte Sellars über die intensive gemeinsame Arbeit: "Wir versuchen eine perfekte Symbiose zwischen Musik und Bühne einzugehen."
Auch Currentzis streute Sellars Rosen: Ihm gehe es nicht um Show, sondern um echte Kunst. Deshalb sei er so glücklich, mit diesem zusammenzuarbeiten zu dürfen.