"Unser zentrales Projekt ist uns in allen Fasern über den Kopf gewachsen“, gesteht Mathis Huber, „aber wir haben die enormen Herausforderungen mit Freuden angenommen“. Es werde zwar nie wieder jemand auf eine solche Wahnsinnsidee kommen, „außer wir vielleicht“, scherzt der Intendant, aber es schwingt schon auch Stolz mit, mit „La Margarita“ ein Spektakel für alle Sinne auf die Beine zu stellen. Genauer noch: auf die Hufe.
Denn ein Rossballett steht ja im Fokus der Galaabende im Park des Schlosses Schielleiten (13. bis 16. Juli). Sie sind dem barocken Gesamtkunstwerk abgeschaut, das zur Hochzeit von Kaiser Leopold I. mit seiner Margarita Teresa im Jänner 1667 in Wien zelebriert wurde.
Huber verspricht „ein Ereignis, das das Publikum hinreißen wird“. Auf einem Open-Air-Parcours von 40 mal 20 Metern mit regenfesten Seitentribünen werden 16 Andalusier voranschreiten, mit denen in der Reitschule Epona nahe Budapest schon ein Jahr lang geprobt wird. Samt Opernszenen von Antonio Cesti, Johann Heinrich Schmelzer und anderen Meistern auf einer eigenen Bühne, samt Schauspielern, Akrobaten und Volksmusikanten wird ein Pasticcio serviert, auf das ein Ensemble rund um die Neue Hofkapelle Graz erhofften 4000 Gästen Appetit machen soll.
Thomas Höft hat sich rund um die historische Hochzeit eine „augenzwinkernde“ Vorgeschichte erdacht. Der treue styriarte-Dramaturg spielt darin auch gleich selbst den verzweifelten Zeremonienmeister Lobkowitz, der – noch dazu mit seiner Angst vor Rössern im Nacken – just ein Pferdeballett in das vom „Türkenpoldi“ gigantomanisch gewünschte Musiktheater einbauen muss.
Konzertmeisterin Lucia Froihofer schwärmt von den so spannenden wie diffizilen Proben in Ungarn, denn „Pferde sind manchmal wie kleine Kinder“ und würden trotz der hochprofessionellen Reiter immer wieder mit Überraschungen aufwarten, auf die sie und ihre Musiker improvisatorisch reagieren müssen.
Rund um die erzählte Sage vom Helden Herkules und den verführerischen Goldenen Äpfel der Hesperiden lockt übrigens ein üppiges Rahmenprogramm, in dem neben den Ohren und Augen auch der Gaumen (und sogar der Schlaf!) nicht zu kurz kommen.
Künstlerisch kulinarisch sind alle 40 styriarte-Veranstaltungen, die heuer dem „Tanz des Lebens“ gewidmet sind. Als letzte Neuigkeit hat Intendant Huber ein „tanzendes Kinderprojekt“ von Oskar Aichinger nach einem Kinderbuch von Heinz Janisch eingeflochten. Zudem vier „Dancing Wednesdays“ im Hof des Palais Attems, an denen sieben Komponistinnen a) neue Musik auch in die Beine fahren lassen und b) nach der Pause als DJanes auf den Dancefloor bitten. Und: Ob Schuhplattler aus Schladming, Trommler aus Ruanda oder als Grande Finale der „Donauwalzer“, gesungen von Chören des Bundesjugendsingens auf dem Hauptplatz: Schon beim Eröffnungsfest am 23. Juni in der Grazer Innenstadt kann man ordentlich in Schwung kommen.
Michael Tschida