Die Seefestspiele Mörbisch feiern 60. Geburtstag und lassen dafür bereits zum dritten Mal in der Festspielgeschichte den "Vogelhändler" von Carl Zeller auf die Seebühne los. "Wir betrachten ihn mehr von der Revue her", versprach Regisseur Axel Köhler bei der heutigen Präsentation in Wien. Intendantin Dagmar Schellenberger freute sich auf einen "Jubiläumssommer" von 7. Juli bis 19. August.
Die Handlung rund um den eitlen Vogelhändler Adam aus Tirol (Thomas Ebenstein und Paul Schweinester) und Christel von der Post (Sieglinde Feldhofer und Martina Fender) lässt das Leading Team aus Köhler, Bühnenbildner Frank Philipp Schlössmann und Dirigent Gerrit Priessnitz dabei wie in der Vorlage im 19. Jahrhundert spielen - "allerdings augenzwinkernd", so Köhler, der auch zusicherte, als gebürtig Deutscher "im Mutterland der Operette" für "Völkerverständigung zwischen dem deutschen und dem österreichischen Humor" zu sorgen.
Das Stück über "die einzige Liebe fürs Leben, männliche Eitelkeit und Korruption" hat man in den Dialogen gestrafft, in Dirndl und Lederhose, sowie in ein himmelblaues Bühnenbild a la "Wolkenkuckucksheim" verpackt und spricht ihm durch das "Lächerlichmachen schlechter Eigenschaften" geradezu kathartische Wirkung zu. "Von der musikalischen Finesse würde ich es direkt nach den großen Operetten von Johann Strauß einreihen", streute auch Priessnitz dem Komponisten Rosen.
Ein Jubiläum das ganze Jahr über
Nicht nur mit dem Stück, das zuletzt vor 19 Jahren auf der Seebühne zu sehen war, nimmt man auf die 60-jährige Festspielgeschichte Bezug. "Das Jubiläum wird man den ganzen Sommer spüren", kündigte Schellenberger an. Vor jeder Aufführung des "Vogelhändlers" wird sie einen anderen Stargast aus den Festspielproduktionen von 1957 bis heute auf der Bühne zu einem kurzen Interview begrüßen, in der Pause werden die Stars von einst und von heute dann für Autogramme und Fotos zur Verfügung stehen. An die goldenen Jahre Mörbischs erinnerte auch Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ) bei einem Rückblick: Das Besucherhoch vor der Finanzkrise verzeichnete man in der 20-jährigen Ära Harald Serafins mit bis zu 200.000 Gästen.
Heute wird die Seebühne neben dem Operettengeschehen als "vielfältiger Veranstaltungsort" genutzt, so Astrid Eisenkopf (SPÖ), ebenfalls burgenländische Landesrätin - etwa für das "Feuerwerk der Blasmusik" mit etwa 500 Musikern oder für einen Konzertreigen zwischen EAV und der "Schlagernacht am Neusiedlersee". Für Intendantin Dagmar Schellenberger ist es das letzte Jahr in Mörbisch - 2018 folgt ihr Gerald Pichowetz nach, derzeit Leiter des Gloria-Theaters in Wien-Floridsdorf und dem Fernsehpublikum vor allem als Franzi Mayerhofer bzw. "Fünfer" in der ORF-TV-Serie "Kaisermühlen-Blues" bekannt.