Der Goldene Bär der 67. Berlinale geht an den ungarischen Liebesfilm "Körper und Seele" ("Teströl es lelekröl") von Ildiko Enyedi. Das gab die internationale Jury unter Vorsitz des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven ("Elle", "Basic Instinct") am Samstagabend in Berlin bekannt. Die österreichische Tragikomödie "Wilde Maus", das Regiedebüt von Josef Hader, ging leer aus.

Ungarn holte den Goldenen Bären zuletzt vor 42 Jahren. Die Regisseurin Marta Meszaros gewann die Trophäe im Jahr 1975 für ihren Film für "Die Adoption".

Das im Kongo spielende Drama "Felicité" von Alain Gomis gewann bei der Berlinale den Großen Preis der Jury. Der Film erzählt von einer Bar-Sängerin, die verzweifelt versucht, Geld für die Operation ihres verunglückten Sohnes aufzutreiben.

Georg Friedrich konnte Bandbreite zeigen

Schauspieler Georg Friedrich (50) errang den  Silbernen Berlinale-Bären als bester Darsteller in Thomas Arslans Roadmovie "Helle Nächte". Für ihn schließt sich damit ein Kreis. Denn vor 13 Jahren war er auf der Berlinale zu einem der europäischen Shooting Stars 2004 gewählt worden. Damals über seine Heimat hinaus kaum ein Begriff, gehört er heute zu den bekanntesten deutschsprachigen Schauspielern.

Georg Friedrich wurde 1966 als jüngstes von drei Kindern in einem Wiener Villenvorort geboren, sein Vater arbeitete als Manager, die Mutter als Hausfrau. Schon als Kind war es sein Traum, Schauspieler zu werden. Jahrelang war er auf Rollen von Außenseitern und Schurken festgelegt, wie 2003 in "Böse Zellen" oder 2016 in "Wild". Dazu sagte er einmal: "Ich freue mich immer, wenn Leute sehen, dass ich auch andere Sachen spielen kann."

In "Helle Nächte" darf er seine Bandbreite zeigen. Nuanciert verkörpert Friedrich einen Endvierziger, der versucht, Nähe zu seinem halbwüchsigen Sohn aufzubauen, was misslingt. "Es gibt keinen schöneren Beruf als den des Schauspielers, wenn man das Glück hat, arbeiten zu können und gut beschäftigt zu sein. Ich glaube, es gibt keinen schlimmeren Beruf, wenn man nicht arbeiten kann."

Nach der Bären-Ehre dürfte es für Friedrich, der sich in den letzten Jahren an der Volksbühne Berlin auch einen Namen als Theaterschauspieler gemacht hat, kaum Beschäftigungsprobleme geben. So ist er im Kino in Josef Haders "Wilde Maus" zu sehen, der ebenfalls bei der Berlinale seine Premiere feierte. Und die Übernahme des Silbernen Bären konnte er locker nehmen: Friedrich kam lässig mit Basecap auf die Bühne und klebte vor seiner Dankesrede erst einmal seinen Kaugummi auf die Tatze seiner Trophäe.

"Wenn der wankende Mann nicht zum Bären kommt..."

Mit dem Silbernen Bären für die beste Regie wurde der finnische Filmemacher Aki Kaurismäki (59) ausgezeichnet. Sein Drama "Die andere Seite der nHoffnung" über einen syrischen Flüchtling in Helsinki galt bei dem Filmfestival als einer der Favoriten. Bei der Preisverleihung kam der als feierfreudig bekannte Regisseur nicht auf die Bühne - Festivaldirektor Dieter Kosslick brachte ihm den Bären zum Sitz. Moderatorin Anke Engelke einen trockenen Kommentar entlockte: "Wenn der wankende Mann nicht zum Bören kommt, dann kommt eben der Bär zum Mann."

Kaurismäki drehte international erfolgreiche Produktionen wie
"Leningrad Cowboys Go America" oder "Der Mann ohne Vergangenheit". Jüngst kündigte er in einem Interview an, keine weitere Filme mehr machen zu wollen.

Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland (68) wurde bei der
Berlinale mit dem Alfred-Bauer-Preis geehrt. Sie erhielt die Trophäe
bei der Verleihung am Samstagabend für den Öko-Thriller "Pokot". Der Preis würdigt einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet.
Hollands schwarzhumoriger Film dreht sich um eine mysteriöse
Mordserie an Jägern.

Das sind  wichtigsten Preise der Berlinale

Goldener Bär für den besten Film: „Körper und Seele“
von Ildiko Enyedi (Ungarn)

Großer Preis der Jury (Silberner Bär): „Felicite“ von Alain Gomis (Frankreich)

Silberner Bär für die beste Regie: Aki Kaurismäki für „Die andere Seite der Hoffnung“ (Finnland)

Silberner Bär für die beste Schauspielerin: Kim Min-hee in „On the Beach at Night Alone“ (Südkorea)

Silberner Bär für den besten Schauspieler: Georg Friedrich (Österreich) für seine Rolle in Thomas Arslans „Helle Nächte“

Goldener Bär für den besten Kurzfilm: „Kleine Stadt“ von Diogo Costa Amarante (Portugal)

Beste Doku: „Ghost Hunting“ von Raed Andoni (F/PAL/CH)

Bestes Drehbuch: „A Fantastic Woman“ , Sebastián Lelio (Chile)

Bester Erstling: „Summer 1993“ von Carla Simón (Spanien)