Zur Halbzeit der Berlinale haben sich zwei Catherines die Ehre erwiesen: Die französische Leinwandikone Catherine Deneuve und ihre Schauspielkollegin Catherine Frot haben gut gelaunt ihre erste Zusammenarbeit, "Ein Kuss von Beatrice", präsentiert. "Wir kannten uns vorher nicht wirklich", so Deneuve vor Journalisten, "aber wir müssen einander ja auch im Film erst entdecken."

In dem Film von Regisseur Martin Provost, der im Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt wird, verkörpern die beiden Französinnen zwei sehr unterschiedliche Frauen, die sich trotz einer gemeinsamen, belasteten Vergangenheit annähern. Frot verkörpert Claire, eine hingebungsvolle, aber reservierte Hebamme, die eines Tages einen Anruf von Beatrice (Deneuve), der ehemaligen Geliebten ihres Vaters, erhält. Die trotz Krebsdiagnose lebenslustige, exaltierte Beatrice will 35 Jahre, nachdem sie spurlos verschwunden ist, reinen Tisch machen.

"Beatrice hat wahrscheinlich in Claires Leben als Jugendliche eine große Rolle gespielt", sagte Frot bei der Pressekonferenz im Vorfeld der Uraufführung des Films. "Claire weist sie zwar vorerst zurück, aber es ist gewissermaßen auch eine Mutter-Tochter-Liebe." Für beide Schauspielerinnen ist es auch eine Geschichte des Verzeihens. "Da gibt es eine Frau, die stirbt, und eine andere, die ein neues, schönes, glücklicheres, stärker von Liebe geprägtes Leben erfährt", sagte Deneuve, die die Rolle der Beatrice gerade deshalb gereizt habe, "weil sie eine ganz andere Frau ist, als ich es bin". "Aber ich verstehe sehr gut, was sie tut. Dieses von Tag zu Tag leben - sie plant ja nichts im Vorfeld, sie lässt sich treiben. Ich spiele solche Rollen gerne." Hier ein Trailer in Originalsprache:

Regisseur Provost erzählte, das Drehbuch spezifisch für Deneuve geschrieben zu haben. Inspiriert wurde er zu "Sage Femme", wie der Film im Original heißt, von jener Hebamme, die ihm bei seiner Geburt durch ihre Blutspende das Leben gerettet hatte. "Meine Mutter hat mir vor zwei Jahren von der Geschichte erzählt - ich wusste gar nicht, dass es bei meiner Geburt so dramatisch war", so Provost. Sein Vater sei auf der Suche nach einem passenden Blutspender durch die ganze Stadt gelaufen. "Und ich hatte das Glück, dass die Hebamme, die mich auf die Welt geholt hat, den gleichen Rhesusfaktor hatte."

Catherine Frot, Martin Provost und Catherine Deneuve
Catherine Frot, Martin Provost und Catherine Deneuve © APA/AFP

Fast 60 Jahre später also widmet Provost ebenjener Hebamme, Yvonne Andre, seinen sehr charmanten, zugleich berührenden und unterhaltsamen Film. Ein Eindruck, den eine Journalistin bei der Pressekonferenz nicht teilte - sei "Ein Kuss von Beatrice" doch nicht mit den "Meisterwerken" zu vergleichen, die Catherine Deneuve zu Beginn ihrer Karriere gedreht habe. "Es ist gemein und unfreundlich, was Sie sagen", reagierte Deneuve souverän auf die Bemerkung. "Man weiß ja gar nicht, ob und wann man ein Meisterwerk dreht. Oft realisiert man das erst Jahre später. Die Filme von Francois Truffaut haben auch gute und schlechte Kritiken bekommen und wurden Jahre später zu Meisterwerken erklärt."

"Ein Kuss von Beatrice" feiert am Dienstag glanzvolle Weltpremiere im Berlinale Palast und kommt im Verleih von Thimfilm voraussichtlich im Frühjahr in die österreichischen Kinos.