Lacher bei den Pressescreenings und herzlichen Applaus bei der anschließenden Pressekonferenz gab es für Josef Hader am Samstag bei der Berlinale. Mit seinem Regiedebüt "Wilde Maus" hat es der 54-Jährige in den Wettbewerb des A-Festivals geschafft - und großen Eindruck bei seinen Schauspielern hinterlassen. "Ich hab mich ein bisschen verknallt in den Josef", sagte Jörg Hartmann vor Journalisten.
Der deutsche Schauspieler, der aus u.a. "Tatort" und "Weissensee" bekannt und an der Berliner Schaubühne engagiert ist, schwärmte im Vorfeld der Weltpremiere am Samstagabend von Haders Gelassenheit am Set - "trotz dieser dreifachen Orson-Welles-Nummer", war Hader doch bei der Tragikomödie zugleich Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur. "Das Tolle war: Er hat jeden wirklich dazu eingeladen, sich einzubringen", meinte Hartmann. "Und wenn Josef die Idee nicht angenommen hat, hat er das so charmant abgeblockt, dass man nie das Bedürfnis hatte, einen Rachefeldzug gegen ihn zu starten."
In "Wilde Maus" verkörpert Hader einen Musikkritiker, der mit der Kränkung ob seiner Entlassung nicht klar kommt und auf Rache gegen seinen Ex-Chef, gespielt von Hartmann, sinnt. Kleineren Sachbeschädigungen folgen allmählich drastischere Akte. Weitere tragende Rollen übernehmen Georg Friedrich und Pia Hierzegger, die ebenso nach Berlin gereist sind wie die Nebendarsteller Nora von Waldstätten, Murathan Muslu und Denis Moschitto sowie Produzent Veit Heiduschka.
Auch Hierzegger und Friedrich, die in "Wilde Maus" zum wiederholten Male neben Hader spielen, zeigten sich vom von Gelassenheit geprägten Regiestil ihres Kollegen angetan. "Es war alles so lustig und leicht am Set", so Hierzegger, die erst ab dem zehnten Drehtag dazugestoßen sei. Dass Hader stets jene Szenen favorisiert hat, in denen "immer was Unvorhergesehenes passiert", habe Friedrich wiederum "Mut gemacht, sich spontan fallen zu lassen und zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt".
Selbstwertverlust
Vor den anwesenden Kulturjournalisten im Pressekonferenzsaal des Grand Hyatt Berlin musste Hader freilich betonen, dass die Geschichte nicht aus einer Ablehnung gegen ebendiese heraus entstanden ist. "Ich wollte gerne einen Mann schildern, der seine Arbeit verliert und für den das ein großer Selbstwertverlust ist, so wie es das für mich auch wäre", meinte Hader. "Und wenn man in Wien so einen wirklichen König des Printjournalismus schildern möchte, der möglichst tief fallen soll, kommt man auf Großkritiker der Musik, weil die bis vor kurzer Zeit eigentlich noch eine königliche Stellung hatten und jetzt auch abgebaut werden." Er selbst habe als Kabarettist weder Entlassung noch Kritikerhäme müssen. "Als Kabarettist ist man in einem geschützten Bereich: Am Anfang ist man jung und neu, dann übersteht man die kurze Phase, wo es heißt 'Jetzt fällt ihm nichts mehr ein', und dann ist man eine Ikone."
Erste Reaktionen
Erste Reaktionen von internationalen Journalisten gegenüber der APA fielen tendenziell positiv aus. So schwärmten viele vom "typisch österreichischen, pechschwarzen Humor", kritisierten aber, dass die Handlung im letzten Drittel unglaubwürdig werde. Wie die internationale Jury rund um den niederländischen Regisseur Paul Verhoeven ("Elle") die Gesellschaftssatire bewertet, wird sich am 18. Februar weisen, wenn der Goldene und die Silbernen Bären verliehen werden. 17 weitere Filme sind im Rennen, darunter ein zweiter mit Georg Friedrich, der im Vater-Sohn-Roadmovie "Helle Nächte" von Thomas Arslan die Hauptrolle spielt.