Man fragt sich, was Jordi Savall mehr ist: ein Musiker, wie man ihn sich nicht besser denken kann. Oder ein unverbesserlicher Humanist. Jedenfalls zeigte der Meistergambist aus Barcelona am Freitag in der vollen List-Halle, als draußen einmal mehr Terrormeldungen niederprasselten, dass er die Welt nicht für einen verlorenen Ort hält und das Verbindende stets für stärker als das Trennende – ob er, wie im April, im berüchtigten „Dschungel“ in Calais spontan mit Flüchtlingen musizierte oder nun bei der styriarte „Oden an die Freiheit“ anstimmte.


Durch die Erkrankung seines Sohnes Ferran zu einer kompletten Programmumstellung gezwungen, führte der Katalane, der in einer Woche 75 wird, als Marco Polo der Weltmusik in einem umbesetzten Trio nach Armenien, Persien, Afghanistan und Spanien, zu Türken, Griechen, Italienern und Sepharden. Mit den Virtuosen Dimitri Psonis an Oud und Santur (Laute und Hackbrett aus dem Orient) sowie David Mayoral (Schlagwerk) lud Savall zum „Dialog der Seelen“ und führte mit polyrhythmischen Tänzen und süß mäandernden Melodien so sinnlich wie sinnig vor Ohren, dass zwischen Orient und Okzident – wenn man nur will – nicht mehr liegt als das „und“.


Savalls Konzert heute (24. Juli) zum styriarte-Finale ist ausverkauft, detto sein Projekt „Venedig und Byzanz 770–1797“ am Dienstag bei den Salzburger Festspielen