Video-Werkeinführung à la styriarte: Man sucht mit Komponistinnen, längst überwundene Stereotype fröhlich befeuernd, Haushaltswarengeschäfte und Sexshops auf, um bei der Warenbegutachtung etwas über ihre Kompositionen zu erfahren. Dramaturg Thomas Höft machte nach derartigem Auftakt die Sache nicht besser, als er Mirela Ivičević die Frage stellte, ob es denn weibliches Komponieren gäbe. Die Antwort lieferte Ivičević kathartisch mit ihrem fulminanten Werk „Pink Pyjamas“. Ohne plumpe Videoprojektionen (von denen der Abend einige zu bieten hatte) setzte sich die Komponistin mit dem bewegenden Thema der Ermordung eines serbischen Mädchens auseinander. Mit einem erschütternden Schrei der Musiker endete das Werk. Das Publikum dankte mit ausgiebigen Beifallsbekundungen, so auch bei Angélica Castellós Werk „Trois Chansons Tristes“, dem zweiten musikalischen Höhepunkt des Abends. Die Musiker interagierten hier gleichberechtigt und schufen sphärisch schwebende Klänge in einem scheinbar taktlosen zirkulären Regress. Mikropolyfone Anklänge taten sich auf, wo vieles andere an Potenzial leider verdeckt blieb. Einige Werke waren mit viel zu viel Kontext überladen - das Resultat: unausgereifte, konfuse Fragmente. Die Musik blieb da oftmals gänzlich auf der Strecke. Genau das zeigt die Notwendigkeit, das spannende Konzertformat fortzusetzen - für die Förderung von Komponistinnen und zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik in etablierten Festival-Institutionen wie der styriarte.
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