Versetzt Sie die wohl wichtigste Premiere Ihrer Karriere in besondere Nervosität?

ELISABETH KULMAN: Ich werde innerlich immer ruhiger und habe großes Vertrauen, dass das, was wir geprobt haben, auch funktioniert.

Wie war die Probenarbeit für Christoph Willibald Glucks "Orfeo ed Euridice"?

KULMAN: Sehr anstrengend, weil ich als Orpheus zwei Stunden ständig auf der Bühne stehe und es in den ersten vier Wochen nur zwei freie Tage gab.

Ist Glucks Orpheus eine neue Rolle für Sie?

KULMAN: In Paris habe ich ihn vor zwei Jahren in der auf Deutsch gesungenen französischen Fassung in einer Inszenierung von Pina Bausch schon gesungen, musste aber jetzt die italienische Originalfassung lernen.

Dieter Dorns Salzburger Inszenierung sieht wohl anders aus?

KULMAN: Es ist eine wunderschöne, werktreue, aber doch moderne Inszenierung in einer zeitlosen Ästhetik ohne Firlefanz, bei der man sich nicht langweilt. Dieter Dorn ist ein Regisseur, der wunderbar auf die Musik und die Sänger eingeht, die er gleichzeitig sehr fordert.

Als Konzertsängerin arbeiten Sie oft mit Leitfiguren der historischen Aufführungspraxis wie Nikolaus Harnoncourt. Riccardo Muti geht da wohl andere Wege?

KULMAN: Zwischen Interpretationsstilen zu switchen, bin ich gewohnt. Mutis Klangästhetik kommt aus der italienischen Tradition. Es ist sehr spannend, in seine Ästhetik einzutauchen. Riccardo Muti, der bei den Proben extrem darauf geachtet hat, dass wir unsere Stimmen schonen, lässt mir als Orpheus durchaus Freiheiten.

Muss Gluck zu Recht mit den Vorurteilen "langweilig" oder "erhaben" kämpfen?

KULMAN: Ich werde mein Bestes dazu tun, damit es spannend wird.