Die Tänzer Eno Peci, András Lukács und Andrey Kaydanovskiy haben öfters gezeigt, dass sie auch choreographieren können. Ballettdirektor Manuel Legris rief das Motto „Igor Strawinski" aus, und jeder schuf in der Wiener Volksoper ein neues Stück zu einer der berühmten Werke der Ballettmusik. Keine einfache Aufgabe, denn Strawinski komponierte eng am Libretto jener legendären Stücke der Balletts Russes.

Peci bekam „Petruschka“ zugeteilt, die Erzählung über drei zum Leben erweckte Puppen. Er erzählt in seiner Version von einem Lehrer, der sein Engagement zwischen Beruf und Familie nicht ausbalancieren kann (Davide Dato). Die Ballerina-Puppe wurde zur Lehrerfrau (Nina Tonoli) und die Mohren-Puppe zur Schuldirektorin (Rebecca Horner). Choreographisch versucht Peci, nah an der Musik zu bleiben, setzt dieser jedoch keine gleichwertige Ebene entgegen. Auch die Bewegungen wirken nicht sehr stimmig.

Lukács wählte für „Movements to Stravinsky“ eine Mischung aus mehreren Motiven, etwa der „Pulcinella Suite“ oder „Apollon musagéte“. Er verzichtet auf jeden Inhalt und schuf ein reines, abstraktes Tanzstück aus neoklassischem und zeitgenössischem Vokabular. Ein kinästhetischer, ausdrucksstraker Genuss.

Michel Fokins märchenhafter „Feuervogel“ wird bei Kaydanovskiy zu einem Abgesang an den Konsumrausch. Er verlegt das Märchen in ein Kaufhaus, wo ein frustrierter Flyerverteiler im Hühnerkostüm (Massayu Kimoto) den kapitalistischen Besitzer stürzen will. Inhaltlich eine etwas mühsame Modernisierung der Story, aber mit starker theatraler Wirkung und guter Bühnengestaltung. Ein ausgezeichnetes Tanzstück mit spannender Choreographie, in der vor allem Rebecca Horner und Mihail Sosnovschi überzeugen. Jedenfalls solange sie nicht unnötige Sätze im Wiener Dialekt kreischt. Diese unmotivierte sprachliche Ebene stört den Flow und ist entbehrlich.
Die beherzte musikalische Leitung hatte David Levi über.

Wiener Volksoper. Nächste Termine: 2., 11. und 16. Mai.
Karten: Tel. (01) 513 1 513
www.volksoper.at