"I am from Austria" und 20 weitere Songs von Rainhard Fendrich werden zum Musical: Am 16. September werden die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) das Stück rund um "den berühmtesten Austropop-Song aller Zeiten" im Raimund Theater herausbringen, wie Intendant Christian Struppeck bei einer Pressekonferenz am Dienstag ankündigte. Für Fendrich ist "sein" Musical vor allem eins: "Ein großes Kompliment".

Nach ersten Eindrücken von den "sehr behutsamen" Arrangements (verantwortlich dafür ist Broadway-Profi Michael Reed) sei er "überrascht, wie musicaltauglich meine Songs sind", so Fendrich. Erklären kann er sich das durch seine Vergangenheit als Musicaldarsteller in jungen Jahren. "Und ich hatte immer schon einen Hang zum Pathos in den Melodien." Vor allem aber seien seine Songs geprägt vom Einfluss des Wiener Humors, nennt Fendrich Qualtinger oder Nestroy als prägende Vorbilder. "Der Wiener jüdische Humor, damit bin ich groß geworden."

"Es ist wie Puzzlespielen"

Sein erster Song war die "Zweierbeziehung" - über die Liebe zwischen einem Mann und seinem Auto. "In den frühen Achtzigern hat man auch im Pop noch gerne gelacht - das ist ein bissel verloren gegangen." Dass viele seiner Lieder in ihrem Humor durchaus doppelbödig sind, hat die Arbeit am Buch für Autor Titus Hoffmann durchaus nicht leichter gemacht. "Es ist wie Puzzlespielen", erklärt er die Arbeit am Stück, die "den Song als Kern begreift" und die Szenen darauf aufbaut.

Über die Story noch wenig bekannt

Über die Story wurde noch nicht allzu viel verraten: Schauplatz ist das Wiener Traditions-Luxushotel "Edler", in dem eine aus Österreich stammende Hollywoodschönheit absteigt, als sie - "mit gemischten Gefühlen" - auf Besuch in die Heimat kommt. Dass sie diese Heimat dann "neu kennen und lieben lernt", versteht sich von selbst. Und das zum Sound von etwa "Macho Macho", "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?", "Strada del Sole", "Nix is Fix" oder natürlich "Weu'sd a Herz host wia a Bergwerk".

Den Titelsong "I am from Austria" sieht Fendrich heute selbst mit gemischten Gefühlen: "Das war damals eigentlich ein Protestsong. Das kommt aus einer Zeit, wo viele im Ausland ihre Herkunft geleugnet haben, weil es von Österreich pauschal das Bild gab, dass da alle Nazis sind. Heute, wo das nicht mehr gegen den Strom schwimmt, kriegt das natürlich eine andere Bedeutung." Zwar sei es eine Ehre, wenn ein Song "noch zu Lebzeiten Volksliedcharakter bekommt", mit der "Stilisierung zur Hymne" und der unkritischen Verwendung vom Fußballstadion bis zur rechtspopulistischen Veranstaltung kann er aber wenig anfangen. "Dieser Song wurde mir entrissen wie kein anderer."

Und jetzt ist er sogar der Titel eines Musicals. Für das Buch zeichnet neben Hoffmann auch Struppeck selbst verantwortlich, Regie führt wieder Andreas Gergen, diesmal allerdings auf ausdrücklichen Wunsch von Fendrich. "Es gibt kaum einen Regisseur, von dem ich mehr gesehen habe. Das ist ein Vollbluttheatermann, der auch mit sehr einfachen Mitteln Geschichten erzählen kann." Auch von Michael Reeds Arrangements könne er bisher bestätigen, dass sie "sehr geschmackvoll gemacht" sind. Ein ausreichend großes Repertoire hat Fendrich jedenfalls bereitgestellt: Insgesamt 700 Songs hat er in seiner bisherigen Karriere geschrieben. "Reimen ist ein altes Kunsthandwerk", meint er schmunzelnd. "Das lernt man mit der Zeit."