Bis zu seinem Tod hing das Plakat, das an die Uraufführung im Stadttheater Klagenfurt 2001 erinnerte, in seinem Zimmer: In seinem Stück „Tanzcafé Treblinka“ verdichtete Werner Kofler (1947 bis 2011) seine Lebensthemen, darunter seine Erfahrungen als Statist am „Kärntner Grenzlandtheater“. So hieß das Stadttheater während der Nazi-Zeit, Kofler war damals in der „Zauberflöte“ mit dabei. „Im Theater die Oper, vor dem Haus die Unterdrückung“, fasst Bernd Liepold-Mosser zusammen. Mit seiner Frau Ute Liepold, die die Regie übernimmt, bringt er das Stück 26. Jänner auf die Bühne des Jazz-Clubs Kammerlichtspiele. „Das Ambiente passt gut zum Stück, denn es hat die leicht plüschige Atmosphäre, die man auch mit dem Tanzcafé Lerch verbindet“, so Liepold-Mosser.

In diesem Klagenfurter Café trafen sich bereits in den 1930er-Jahren die Anhänger der (damals noch illegalen) NSDAP, darunter der berühmt-berüchtigte Odilo Globocnik, der als Leiter der Aktion Reinhardt mitverantwortlich am Mord von mehr als zwei Millionen Juden war (unter anderem leitete er das Vernichtungslager Treblinka). Sein Adjutant und Mit-Täter Ernst Lerch betrieb nach dem Krieg bald wieder das vom Vater übernommene, beliebte „Tanzcafé Lerch“, in dem unter anderem Udo Jürgens seine Karriere startete.

Theater Wolkenflug: Ute Liepold (Regie) und Bernd Liepold-Mosser
Theater Wolkenflug: Ute Liepold (Regie) und Bernd Liepold-Mosser © Kadler

Werner Kofler verknüpft in seinem Stück, das im Rahmen einer „Autorenwerkstatt“ des Stadttheaters entstand, die Verdrängung dieser Vergangenheit mit dem Wunsch nach Unterhaltung und Events. Der gebürtige Villacher, der heuer 70 Jahre alt geworden wäre, hat für das Stück „extrem viel recherchiert“, weiß Ute Liepold. Sie hat auch selbst ein Dossier angelegt, denn unter anderem „kommen sehr viele Namen vor“. Aber, so die Klagenfurter Regisseurin: „Wir sind keine Geschichtsforscher, sondern uns geht es um einen künstlerischen Umgang mit dem Stoff.“

Und der ist bei aller Schwere des Themas zwischendurch auch witzig: „Werner Kofler ist ein Autor, der auch viel Humor hat“, so Ute Liepold. Außerdem sei der Nazi in dem Stück in „Schichten angelegt: Er ist nicht einfach böse, sondern auch ein Gutmensch, was etwa arische Themen betrifft. Diese Differenzierung möchte ich gerne herausarbeiten.“
Dieser Nazi bombardiert einen Vertreter der jungen Generation, der mehr an Beachvolleyball als an Geschichte interessiert ist, mit Wortsalven, Namen und Geschichten – und bekommt darauf einsilbige Antworten wie: „Nicht bekannt!“ „Nie gehört!“ Und überhaupt: „Schnee vom vergangenen Jahrhundert!“ Was für ein großer Irrtum das ist, kann man ab 26. Jänner sehen.