Einer der legendärsten Cellisten Österreichs, Heinrich Schiff, ist tot. Der Musiker, der zuletzt auch vermehrt als Dirigent tätig war, verstarb in der Nacht auf Freitag im Alter von 65 Jahren in einem Wiener Spital. Dies bestätigte sein Vertrauter Ludwig Müller, Konzertmeister des Wiener Kammerorchesters, der Austria Presse Agentur. Schiff, am 18. November 1951 im oberösterreichischen Gmunden geboren, hat mit nahezu allen wichtigen Musikergrößen seiner Zeit die bedeutenden Cellowerke der Musikliteratur eingespielt.
"Mit Heinrich Schiff verliert die mdw einen engagierten Kollegen, der seine Klasse bis zuletzt in nahezu familiärer Weise betreute und eine ganze Generation herausragender Cellistinnen und Cellisten auf die Weltbühne brachte", trauert die Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw), Ulrike Sych, in einer Aussendung über den Tod des Cellisten.
Musik von frühester Kindheit an
Schiff wurde das musikalische Leben im wahrsten Sinn des Wortes in die Wiege gelegt: Sowohl Papa Helmut Schiff als auch Mama Helga Riemann waren als Komponisten tätig. Bereits im Alter von zehn Jahren nahm Schiff in Linz Violoncellounterricht. Weitere Stationen der Ausbildung wurden Wien und Detmold, bis der junge Musiker 1971 sein Debüt auf der Konzertbühne feierte.
Dabei hatte Schiff mit Mara stets eine alte Dame an der Seite - genauer gesagt eine 300 Jahre alte Dame: Der Solist spielt auf dem Cello Mara von Antonio Stradivari, das 1711 gebaut wurde. Mit ihr legte Schiff eine Erfolgskarriere auf den großen Bühnen der Welt hin. Zahlreiche Komponisten haben eigens für den Cellovirtuosen Werke verfasst, darunter hochkarätige Namen wie Hans Werner Henze, Wolfgang Rihm oder Friedrich Gulda.
Allerdings trat Schiff nicht nur am Cello auf der Konzertbühne in Erscheinung, sondern wandte sich ab dem Beginn der 1990er auch dem Dirigieren zu. So war er unter anderem Gastdirigent des Bruckner Orchesters oder des Wiener Kammerorchesters und nahm die Leitung des Festivalorchesters Young Euro Classic Südosteuropa an. Auch leitete er von 2006 bis 2009 die Musiktage Mondsee. In Köln, Basel, Salzburg und Wien war er darüber hinaus als Lehrender tätig.
Als "Verlust für Österreich" bezeichnete Kulturminister Thomas Droza (SPÖ) den Todesfall in einem Facebook-Posting. Mit Bestürzung hat auch der FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz auf die Nachricht reagiert. "Mit Heinrich Schiff ist ein großer Ausnahmekünstler unter den Cellisten und Dirigenten von uns gegangen", heißt es am Freitag in einer Aussendung. "Er war ein besonderer Lehrer, dem es auch nie an Humor fehlte. Ich wünsche mir, dass in seinen beiden Celli 'Mara' und 'Sleeping Beauty' seine Seele weiterklingen wird."