In Ihrem Stück bewirkt ein strippender Weihnachtsmann eine Art Weihnachtswunder (siehe auch Info). Glauben Sie selbst an Wunder?
KATRIN WIEGAND: Na ja, sagen wir, ich glaube daran, dass Wunder erreicht werden können. Unter anderem ist es für mich auch eine Art Wunder, dass ich als vollkommen Fachfremde ein Theaterstück schreibe, an einen Verlag schicke und dieser das Stück nimmt. Und, dass meine Stücke dann auch noch gespielt werden!
Was hat Sie auf die Idee zu diesem Stück gebracht?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich der Weihnachtsmann. Ich weiß noch, dass ich es reizvoll fand, einen strippenden Weihnachtsmann auf der Bühne zu haben. Alles Weitere ist dann einfach entstanden.
Wie kam es zur Uraufführung in der neuebuehnevillach? Kannten Sie sie schon vorher?
Das muss ich leider verneinen. Das ist allein meinem Verlag zu verdanken. Ich selbst bin ein Reisemuffel, bevor ich angefangen habe, zu Premieren zu fahren, bin ich jahrelang nicht südlich des Harzes gewesen.
Welche der drei Figuren ist Ihnen persönlich am nächsten?
Ganz klar Franziska. Nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie unsicher ist und es allen recht machen möchte. Am meisten Spaß gemacht hat aber der Weihnachtsmann, ich habe fast geweint, als er seinen letzten Auftritt hatte. Das ist das Tolle am Schreiben, man kann seine Figuren das sagen lassen, was man sich selber im täglichen Leben nie trauen würde.
Möchten Sie mit Ihrem Stück eigentlich eine Botschaft vermitteln?
Nein. Im Ernst, ich schreibe nicht, um etwas zu sagen, ich schreibe, um zu schreiben. Bei Freunden von uns hängt im Badezimmer ein Schild: „Ich weiß, was ich denke, wenn ich höre, was ich sage.“ Bei mir ist das ähnlich, ich weiß, was ich denke, wenn ich lese, was ich schreibe. Aber da jede Geschichte etwas aussagt, ob nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt, tut das natürlich auch mein Stück. Ich würde sagen, die Hauptaussage ist die, dass man Wunder oft da findet, wo man sie am wenigsten erwartet. Seien wir ehrlich, der Weihnachtsmann geht eigentlich gar nicht. Er ist ungehobelt, unkultiviert, grenzüberschreitend, und doch ist er viel lebendiger, mitfühlender und warmherziger als Daniel mit seiner politischen Korrektheit. Und dadurch bewirkt er eben Veränderungen.
Was bedeutet Weihnachten Ihnen ganz persönlich?
Wärme, Kerzenlicht, Kekse backen. Wobei: Ich backe nicht, nehme es mir aber jedes Jahr vor. Und dann hemmungsloses Dekorieren mit Tannenzweigen und Weihnachtswichteln. Weihnachten ist eine wunderbare Art, mit der kältesten und dunkelsten Jahreszeit und den damit verbundenen Urängsten fertig zu werden.
Sie sind eigentlich Bauingenieurin und Stadtplanerin. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich habe eine Kurzgeschichte geschrieben und daraus ein Theaterstück gemacht, um das Meiste aus der Idee herauszubekommen – ganz im Sinne meiner Großmutter als Resteverwertung. Und als ich ungefähr fünf Seiten des Theaterstückes geschrieben hatte, wusste ich, dass das genau das ist, was ich machen will. Ich arbeite aber noch als Stadtplanerin. Ich habe ja erst 2012 überhaupt mit dem Schreiben angefangen und, um auf die erste Frage zurückzukommen: Wunde