Ein Straßenshop in Lagos oder eine Pizzeria in Graz? In der auf afrikanischem Boden erarbeiteten Performance von Rupert Lehofer und Ed. Hauswirth verschwimmen die Grenzen zwischen Schauspiel und Realität. Ort des Geschehens ist das Canale Grande in der Annenstraße.

Dort sitzen die Zuseher in der Auslage und beobachten das bunte Treiben vor der Fensterscheibe. Ihre neugierigen Blicke treffen auf verwunderte Reaktionen von außen. Alles wartet auf den unerschrockenen Abayomi Ajifowowe, dessen Einreise aus Nigeria beinahe verhindert worden wäre. Es sei leichter Elefantenzähne zu schmuggeln, als ein Visum für Europa zu bekommen, so Lehofer.

Dass sein Protagonist nun eine Stunde zu spät erscheint, ist eine selbstironische Anspielung auf die nigerianische Pünktlichkeit, verdeutlicht aber auch die unmenschlichen Herausforderungen seiner Einreise: Was ist schon eine Stunde warten im Vergleich zu wochenlanger Reiseverzögerung? Dann endlich ist er da!

Yomi steht auf dem Gehsteig gegenüber und überschüttet die Zuhörer mit emotionalen Worten: „I am not your project. Don´t expect me to be grateful.“ Mit dieser Rede unterstreicht Hauswirth die große Verantwortung des Theaters in der Arbeit mit einer fremden Kultur.

Sätze, die erst Tage zuvor von der Realität eingeholt worden sind. Die bangen Stunden nach Yomis Verhaftung auf dem Pariser Flughafen haben Spuren hinterlassen, doch die Unbeugsamkeit hat sich gelohnt. Am 7. und 8. Dezember feiert das TIB einen Sieg über nigerianische Korruption und österreichische Bürokratie.

Nach der Performance mischt sich Yomi unter das Publikum und erzählt in perfektem Deutsch von seiner Vision. Lehrer möchte er werden. Nächstes Jahr zum Studieren wiederkommen und sein Land mit neuen Perspektiven bereichern. Man traut es ihm zu. Eine beeindruckende Inszenierung.

The Shop. Koproduktion mit dem Goethe Institut LAGOSFestival der afropäischen Künste. Lecture Performance von und mit Abayomi Ajifowowe, Rupert Lehofer und Ed. Hauswirth, TIB Graz.