Eigentlich fängt alles gut an. Das Bilderbuchartige bleibt: Man schaut und wird neugierig auf die Geschichte. Auf der wohltuend schlichten Bühne von Stephan F. Rinke singt der Mondmann (Pascal Goffin) zur wunderbaren Musik von Maike Rosa Vogel seinen einsamen Song. Er möchte auf die Erde, hängt sich an einen vorbeizischenden Kometen und landet bei den Menschen. Dort trifft er den Präsidenten der Erde (Mathias Lodd), Katharina, die Schlaflose (Sarah Sophia Meyer), den Erfinder Bunsen van der Dunkel (Gerhard Balluch) und das Kind (Malin Kemper). In diesen Begegnungen zeigt sich das Problematische des Stücks: Es will zu viel.
Angekündigt als Familienstück, entstanden aus einem Kinderbuch, übernimmt es jene Naivität und Klarheit, die in der Kinderliteratur stimmig und erforderlich ist. "Das Faszinierende an Märchen ist, dass sie generell komplexe Themen schlicht und einfach verpacken und damit einen Resonanzraum schaffen, in dem jeder eine Wahrheit für sich erkennen kann", meint die Dramaturgin Karla Mäder, die auch die durchaus interessante Einführung zum "Mondmann" hielt.
Das geht allerdings auf Kosten der Differenziertheit. Der machtgierige Präsident ist böse (er will den Mond ausbeuten), der Wissenschaftler ist gut, der Quasi- Trachtenverein schreit "Heil Erde" und ist gegen Überfremdung. Daraus ergeben sich Klischees, mit denen sich niemand gemeint fühlt und identifiziert.
Das Genre "philosophisches Kinderstück" ist zugegebenermaßen schwierig. Durch die starke Vereinfachung von politischen, gesellschaftskritischen und philosophischen Inhalten entstehen rasch Binsenweisheiten. Ein "Panorama der Einsamkeit" hatte Mäder angekündigt. Doch die berührenden Momente der Umsetzung fehlten auch bei diesem Thema.
Zurück zum Anfang: Das Bilderbuchartige ist die Stärke des Stücks, das in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz entstand. Schön sind wortlose Szenen mit Musik, man schaut gern zu und es gibt immer wieder beeindruckende Bilder. DeeLinde, Conrado Molina, Anna Sabelfeld und Simon T. Olubowale sind zudem ideale Interpreten der Bühnenmusik. Ein Kinderstück ist "Der Mondmann" aber definitiv keines.
Eva Schulz