Der deutsche Schauspieler Hilmar Thate ist tot. Der Charakterdarsteller verstarb bereits am Mittwoch (14. September) im Alter von 85 Jahren in Berlin. Das teilte am Samstag die Akademie der Künste mit, deren Mitglied er seit 1974 war. Thate hatte das Theater der DDR geprägt und auch im Film große Erfolge gefeiert. Mit seiner Frau Angelica Domröse lebte er zuletzt zurückgezogen in Berlin.
"Leidenschaftlicher Schauspieler"
"Hilmar Thate war ein leidenschaftlicher Schauspieler, der seine körperlich kraftvollen Darbietungen oft mit Ideenwelten verband, die das Gezeigte in Frage stellten oder kommentierten", würdigte ihn die Akademie. "Einer, der das Theater für so voll und so widersprüchlich und so ernst nahm wie das Leben, ist gegangen. Wir werden ihn, seine sonore Stimme, seine glasklare Haltung zum gesellschaftspolitischen Geschehen, seine unverwechselbare Figur, sehr vermissen."
Der am 17. April 1931 in Dölau bei Halle geborene und in Halle an der Saale ausgebildete Schauspieler spielte 1952 erstmals in Ost-Berlin und avancierte rasch zu einem der gefeiertsten Bühnenstars der DDR. Von 1959 bis 1970 war er am Berliner Ensemble, danach bis 1980 am Deutschen Theater Berlin, wo er als Shakespeares "Richard III." einen seiner größten Bühnentriumphe feierte. Parallel stand er auch vor der Kamera, spielte in Kinofilmen wie "Der geteilte Himmel" (1964) mit und avancierte als aufmüpfiger Landwirt im TV-Mehrteiler "Daniel Druskat" (1976) zum Publikumsliebling.
Auch im Theater in der Josefstadt tätig
Nach seinem Protest gegen die Ausweisung des Liedermachers Wolf Biermann wurde Thate kaum noch besetzt und verließ 1980 gemeinsam mit seiner Frau, Schauspielkollegin Angelica Domröse, die DDR. Für einige Jahre fanden beide am West-Berliner Schiller- und Schlossparktheater eine neue Heimat, danach auch in Wien an George Taboris Theater "Der Kreis". Später spielte er auch am Theater in der Josefstadt.
Seine bekanntesten Auftritte hatte Thate in Peter Zadeks Inszenierungen von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und "Jeder stirbt für sich allein", als "Mephisto" unter Alfred Kirchner sowie in Taboris "Stalin" in Wien. Seine packende Darstellung in Rainer Werner Fassbinders mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnete Drama "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1982) festigte seinen Status als Filmstar.
Im Kino arbeitet er weiters mit Volker Schlöndorff ("Der neunte Tag", 2004) oder Thomas Brasch ("Engel aus Eisen", 1981); als "Der König von St. Pauli" in der gleichnamigen TV-Serie wurde er im wiedervereinigten Deutschland einem größeren Publikum bekannt. Zudem trat er häufig als Brecht-Sänger auf und sprach zahlreiche Hörbücher ein. Seine letzte Kinorolle hatte Thate in "Hitlerkantate" 2004; zwei Jahre später erschien seine Autobiografie "Neulich, als ich noch Kind war".