Alex Beer (42) gilt längst als „Kultautorin“. Aber ihr gebührt nicht nur dieser Ehrentitel, denn sie hat weitaus mehr vollbracht - sie kultivierte das nicht selten mörderische Metier durch enormes Gespür für Lokalkolorit, durch Spannung, die keiner Action und keiner Cliffhanger bedarf. Eindrucksvolle Belege dafür bereits sind die ersten Werke der gebürtigen Vorarlbergerin, die sie unter ihrem bürgerlichen Namen Daniela Larcher publizierte. Subtil, sachkundig, raffiniert.
Die Autorin wollte danach nicht nur die Schauplätze wechseln, sondern auch ihren Namen. Als Alex Beer schickte sie den Ermittler August Emmerich in das zerrüttete, morbide Wien, zurück in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg. Drei Romane, mehrfach preiskrönt, sind bisher erschienen, der nächste Fall wird für das kommende Frühjahr avisiert.

Doppelspiel

Zuvor aber stellt Alex Beer ihre thematische Vielseitigkeit unter Beweis - mit dem NS-Thriller "Unter Wölfen". Ort des Geschehens ist Nürnberg im Jahr 1942. Isaak Rubinstein schlüpft, um seine Familie zu schützen, in die Rolle des Nazi-Sonderermittlers Adolf Weissmann, der im Auftrag des Führerhauptquartiers den Mord an einer berühmten Schauspielerin aufklären soll. Ein grandios inszeniertes, dramatisches Doppelspiel nimmt seinen Lauf. Denn der wahre Adolf Weissmann kam bei einem Überfall ums Leben. Mitten unter Wölfen wird die Gefahr, enttarnt zu werden, für Rubinstein täglich größer.
Packend und beklemmend nimmt Alex Beer ihre Leserschaft mit auf eine Zeitreise in die düsterste Epoche des 20. Jahrhunderts, fast filmreif ist ihr Erzählstil, grauenhaft realistisch ist die Geschichte einen Überlebenskämpfers. Die Autorin holt den Schrecken zurück an das Tageslicht, dabei mag ihr auch ihr Werdegang geholfen haben - sie studierte Archäologie. Eine Ausgrabung des Horrors ist das Resultat.

Lesetipp: Alex Beer. Unter Wölfen. Limes, 416 Seiten, 16,50 Euro.