Es ist eine Auszeichnung speziell für „Kulturschaffende, die am Beginn ihrer Karriere stehen und bereits Widerhall bei Kritik und Publikum gefunden haben“: Insofern ist der Morgenstern-Preis, den das Land Steiermark in Kooperation mit der Kleinen Zeitung jährlich vergibt, wie maßgeschneidert für Franziska Füchsl. Einstimmig hat die Landesregierung ihr den mit 10.000 Euro dotierten Preis für 2023 zuerkannt.

Die in Oberösterreich geborene Dichterin, Übersetzerin und Performerin ist der Steiermark eng verbunden: sie veröffentlicht seit 2016 in der Literaturzeitschrift manuskripte, zählt zum Kreis der Schreibwerkstatt DramaForum von UniT und ist Mitglied des unkonventionellen „Neuberg College – Verein für Übersetzung der Gesellschaft im Mürztal“. 2020 wurde ihr in Graz der rotahorn-Förderpreis verliehen. Und gerade dieser Tage erscheint in dem in Klagenfurt und Graz ansässigen Literaturverlag Ritter ihr Erzählband „Die Straßen sind sichtbar“.

Burlesker Humor

Ein ereignisreicher Herbst also für die „Wortkünstlerin, deren charmant-eigenwillige Arbeiten die Grenzen der Sprache, und damit die Grenzen unserer Welt, erweitern“, wie es in der Begründung der Morgenstern-Jury heißt. Tatsächlich zeigt sich Füchsl, deren Gesamtwerk für die Jury „von Hypersensibilität ebenso wie von burleskem Humor gekennzeichnet“ ist, als echte Multiartistin, die in vielen Bereichen der Kunst heimisch ist. Gern spielt sie in ihren grenzgängerisch zwischen Lyrik und Prosa angesiedelten Texten etwa mit typografischen Elementen und verlängert Texte sogar bis in andere Medien – wovon unter anderem kauzige „Keramikdodln“ Zeugnis ablegen.

Ihre Lesungen sind oft performativ angelegt; gemeinsam mit der koreanischen Künstlerin Yeongbin Lee arbeitet sie derzeit an einer multimedialen Theaterperformance rund um die sprechende Holzpuppe Pinocchio. „Schon jetzt steht fest: Bei Franziska Füchsl erwacht die Marionette Sprache zum Leben“, so Morgenstern-Juror Andreas Unterweger.

Auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler würdigt „das umfassende und vielfältige Wirken der Kunstschaffenden in der Steiermark“. Mit dem Preis für Füchsl wolle das Land „ihre bisherigen Leistungen anerkennen sowie einen Impuls für das weitere künstlerische Wirken setzen.“ Der 2019 ins Leben gerufene Preis soll Künstlerinnen und Künstler nach erfolgreichen Debüts in der Fortführung ihrer Arbeit stärken. Als Preisträgerin folgt Füchsl Autorin Nava Ebrahimi, Musiker Moritz Weiß, Künstlerin Lisa Reiter und Performerin Ursula Graber.