Namhafte Autoren des Rowohlt-Verlages haben das Hamburger Haus aufgefordert, auf die Veröffentlichung der umstrittenen Memoiren des Hollywood-Regisseurs Woody Allen zu verzichten. "Wir sind enttäuscht über die Entscheidung des Rowohlt-Verlags, die Autobiografie von Woody Allen zu veröffentlichen", teilten 15 Schriftsteller am Montag in einem offenen Brief mit.
Der US-Verlag Hachette hatte nach scharfen Protesten von Mitarbeitern und aus der Familie Allens dessen Biografie am Wochenende aus dem Programm genommen und die Rechte wieder dem Autor übertragen. Für Rowohlt ist es derzeit noch unklar, ob man an der für den 7. April geplanten Veröffentlichung für die deutschsprachige Fassung mit dem Titel "Ganz nebenbei" festhalten kann. Am Montag hieß es auf Anfrage der Austria Presse Agentur, dass man derzeit - wie andere europäische Verlage - um Klärung der Rechtelage bemüht sei.
"Dieses Vorgehen ist unethisch"
Unter den Rowohlt-Autoren, die sich kritisch geäußert haben, sind Sascha Lobo, Kathrin Passig, Margarete Stokowski, Giulia Becker, Kirsten Fuchs, Till Raether und Sven Stricker. "Das Buch eines Mannes, der sich nie überzeugend mit den Vorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt hat, und der öffentliche Auseinandersetzungen über sexuelle Gewalt als Hexenjagd heruntergespielt hat, sollte keinen Platz in einem Verlag haben, für den wir gerne und mit großem Engagement schreiben", hieß es in dem Schreiben weiter. Die Autoren kritisieren unter anderem, dass "nach gängiger Praxis" die Fakten des Buches wahrscheinlich nicht vor Veröffentlichung geprüft wurden.
Sie sind der Ansicht, dass "dieses Vorgehen unethisch ist und einen Mangel an Interesse für die Belange der Opfer sexueller Übergriffe zeigt". Es gehe den Autoren nicht darum, das Buch grundsätzlich zu verhindern. "Allen mangelt es nicht an Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Aber der Rowohlt Verlag muss ihn darin nicht unterstützen."
Gegen Allen ("Manhattan", "Midnight in Paris") liegen seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe vor. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow (34) hält ihm vor, sich in ihrer Kindheit an ihr vergangen zu haben. Der Regisseur hat das stets zurückgewiesen.