Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) erhält den Vorlass des Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer. Ein entsprechender Vertrag zur Übernahme sei bereits im November 2018 unterzeichnet worden, teilte die Schweizerische Nationalbibliothek am Dienstag mit.

Eugen Gomringer wurde am 20. Jänner 1925 als Sohn einer Bolivianerin und eines Schweizers in Bolivien geboren. Von 1944 bis 1952 studierte er Politologie, Ökonomie und Kunstgeschichte in Rom und Bern.

Die Schweizer Hauptstadt bezeichnete er stets als Ursprungsort seiner in den 1950er Jahren begründeten Konkreten Poesie. Heute lebt der 93-jährige Dichter und Mitbegründer des Instituts für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie in Deutschland. Über ein Gedicht Gomringers an der Fassade der Berliner Alice Salomon Hochschule entbrannte Anfang 2018 eine Debatte um angeblich sexistische Zeilen. Nachdem das Gedicht "avenidas" nach einer längeren Auseinandersetzung im Zuge der Fassadenrenovierung übermalt wurde, sollte es auf einer Edelstahl-Tafel im Sockelbereich der Gebäudefront neu angebracht werden.

Das SLA, eine Sektion der Schweizerischen Nationalbibliothek, betreut auch die Archive weiterer Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Friedrich Dürrenmatt oder Anne-Marie Schwarzenbach. Zur Feier der Übernahme des Gomringer-Archivs findet am 23. Jänner eine musikalisch begleitete Lesung statt. Nora Gomringer, Lyrikerin, Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2015 und Tochter von Eugen Gomringer, liest Gedichte ihres Vaters.