Theatermacher Frank Castorf (65) hat sich nach 25 Jahren als Intendant der Berliner Volksbühne verabschiedet. Nach der letzten Vorstellung unter Castorfs Leitung gab es am Samstagabend frenetischen Applaus des Publikums. Anschließend spielte auf der Bühne eine Balkan-Brass-Band auf - und Castorf wagte zusammen mit seinen Schauspielern Martin Wuttke und Milan Peschel ein Tänzchen.

Auch Stars wie Henry Hübchen und Margarita Broich waren gekommen. Danach wurde bei einem Straßenfest vor dem Theater am Rosa-Luxemburg-Platz weitergefeiert.

Als letzte Vorstellung stand die mehr als vierstündige Castorf-Inszenierung von Ibsens "Baumeister Solness" auf dem Programm. Die ausverkaufte Vorstellung wurde per Video auch ins Foyer der Volksbühne übertragen. Castorf wird zur neuen Spielzeit von dem Belgier Chris Dercon abgelöst, der in der Berliner Kulturszene allerdings auf wenig Gegenliebe stößt. Die Volksbühnen-Mitarbeiter protestierten unter anderem mit einem offenen Brief gegen den Kulturmanager und Kunstexperten Dercon.

Am Freitag war bereits das Volksbühnen-Wahrzeichen auf dem Rasen vor dem Theater abmontiert worden. Die Skulptur in Form eines Rads wurde von den Volksbühnen-Fans am Samstagabend betrauert - die Stelle, wo das sogenannte Räuberrad stand, stilisierten sie mit Blumen und Kerze zum Grab. Das Rad wird das Volksbühnen-Ensemble zu letzten Gastspielen nach Avignon in Frankreich begleiten. Anschließend wird die Skulptur ein Jahr lang saniert und soll dann wohl wieder an den alten Standort zurückkehren.

Castorf wird als freier Regisseur weiterarbeiten. "Ich gehe jetzt als Brandstifter, als Vagabund durch die Welt", sagte Castorf dem Stadtmagazin "tip" zu seiner künstlerischen Zukunft. "Welcher Rentner kann das von sich sagen, dass er noch so viel Unfug anstiften kann. Das ist ein Riesenprivileg."

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