"Was die Deutschen und die Österreicher trennt, ist die gemeinsame Sprache", soll schon Karl Kraus festgestellt haben. Aber auch innerhalb der Alpenrepublik verstehen einander die Bewohner nicht immer: Viele bildhaft-typische Ausdrücke werden nur innerhalb eines überschaubaren geografischen Rahmens benutzt.

Robert Sedlaczek (Text) und Martin Czapka (Illustrationen) haben im Band "Österreichisch für Anfänger" ein unterhaltsames Lexikon zusammengestellt. Unter dem Motto "A echter Feschak braucht kan Kokettierfetzen, um sich bei an Schmachtfetzen an Hasn anzubraten!" wird das Nachschlagewerk am Dienstagabend in Wien gemeinsam mit dem bei Piatnik erschienenen Quizspiel "Challenge Austria" vorgestellt.

"Österreichisch für Anfänger" befasst sich nicht nur mit dem Dialekt, sondern auch mit der Umgangs- und mit der Standardsprache, sagte Robert Sedlaczek im APA-Gespräch. "Auf allen Sprachebenen lässt sich beispielhaft das typisch Österreichische festmachen." Dabei wurden vor allem Ausdrücke gewählt, die für Österreich oder einzelne Bundesländer typisch sind. Hintergrund-Informationen zu Herkunft und Bedeutung runden den kurzweiligen Crashkurs ab. Einheimische und Besucher finden auf 112 Seiten Kurioses, Wissenswertes und Typisches für die Region. Manche Begriffe erscheinen vielleicht auf den ersten Blick gar nicht so weit hergeholt, aber selbst über das Wort "Hausbesorger" amüsieren sich etwa unsere deutschen Nachbarn gern.

Thematisch spannt sich der Bogen von der Kulinarik ("Beuschel", "Palatschinke") bis zur für Nicht-Österreicher vermutlich verwirrenden Amtssprache ("Anyonymverfügung"). Ausgesprochen zahlreich sind im Österreichischen die Ausdrücke für Alkoholisierung bzw. einen Rausch. "Ich glaube, es sind mehr als dreißig", sagte Sedlaczek.

"Ein Spitz ist der Anflug von einem Rausch, ein Dippl ist ein leichter Rausch, ein Fetzen ein schwerer Rausch, ein Schwül ist ein Rausch, der benebelt macht, ein Duliö ist ein Rausch, der mit Heiterkeit verbunden ist", erläuterte Sedlaczek. Und: "Man kann auch im Öl oder in der Fettn sein." Und dann gibt es noch die verniedlichenden Verkleinerungen: "Ein Räuscherl, ein Spitzerl. Also Alkoholisierungen, die eigentlich nicht der Rede wert sind. Der Wortschatz der Mundart ist unglaublich vielfältig, wenn es um die Dinge des täglichen Lebens geht."

"Manderln mit langer Nase"

Illustrator Martin Czapka zeichne gern "Manderln mit einer langen Nase" und habe ihn schon karikiert, bevor man einander richtig kannte, so Sedlaczek. "Mein Pfrnak, wie man früher in Wien gesagt hat, ist ihm wohl sehr gelegen gekommen.

Am besten gefallen Sedlaczek Mundartausdrücke. "Viele sind plakativ und lustig - oft auch doppelbödig. So hat beispielsweise das Wort "Schmäh" viele verschiedene Bedeutungen. Das reicht von Witz und von der Gabe, eine Gesellschaft unterhalten zu können, bis hin zu Trick und Irreführung."

Manchmal machen Satzzeichen den entscheidenden Unterschied. So ist "Bist du deppert?" eine Beleidigung, für die ein Deutscher wohl den Ausdruck "Hast du nicht alle Tassen im Schrank?" wählen würde. "Bist du deppert!" hingegen ist ein Ausruf der Überraschung, des Erstaunens. "Der Ton macht die Musik", betont der Autor.

Anglizismen und auch der bundesdeutsche Einfluss - Stichwort norddeutsche Synchronisationen von Fernseh- und Kinofilmen - setzen "das Österreichische" stark unter Druck, gibt er zu bedenken. Vor allem durch den norddeutschen Einfluss drohe die typisch österreichische Sprachmelodie verloren zu gehen. "Wenn die typisch österreichischen Wörter erhalten bleiben, wäre schon viel gewonnen."

Material gibt es derzeit noch mehr als genug. Der vorliegende Band erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern habe eine erste exemplarische Auswahl zusammengetragen, betonte der Autor. "Ein weiteres Buch ist bereits in Arbeit: 'Österreichisch für Fortgeschrittene'."