Sehr geehrtes Publikum, Sie fehlen uns!“, sagte Neo-Jury-Vorsitzende Insa Wilke bei der Eröffnung des Bachmannpreises und versprach, mit den Jury-Kolleginnen möglichst laut zu blättern, um für Stimmung zu sorgen.
Immerhin: Die Jurorinnen und Juroren waren im ORF-Theater anwesend und man merkte an den lebhaften, vehementen und manchmal herrlich kontroversen Diskussionen: Die Jury hatte große Freude daran, von Angesicht zu Angesicht die Klingen zu kreuzen. Das ist ja – neben dem Entdecken neuer Autoren – der große Reiz des Wettlesens: Dass kluge Menschen zeigen, wie unterschiedlicher Meinung man darüber sein kann, was gute Literatur ausmacht.
Es gehe ja auch nicht, mahnte Hubert Winkels in seiner „Klagenfurter Rede zur Literaturkritik“, um Daumen hoch oder runter, sondern um ein lesegenaues und differenziertes Sich-Einlassen auf Texte. Die undifferenzierte, manchmal böse, immer wieder amüsante Kritik der Kritik gibt es sowieso wo anders, nämlich auf Twitter, wo sich unter #tddl längst neben Autoren und Juroren eine dritte Dimension des Wettlesens etabliert hat.
Fehlt die vierte Dimension: das Publikum, das im ORF-Garten über die Texte, die Kritik und die Kritik an der Kritik diskutiert. Deshalb: Nächstes Jahr, bitte wieder alle vor Ort in Klagenfurt!