am rand der stadt. halbwildnis, die er wiedermal durchstreift. brachland, durchzogen von vereinzelt hingestreuten siedlungen. reihenhäuser wie gefängnisblocks. dahinter sterile vorgärten, in denen plastikkinderrutschen erodieren. dann wieder schrottplätze und autobahnknoten. dickflüssig liegt die luft hier in den straßen, die müde von dem tag. die reifen schmatzen am glühenden asphalt, der flimmernd sich schon aufzulösen scheint. als würde er, der flüssige asphalt, am ende dieser straße wellen in die luft schon schlagen. so gräbt sich schlicht nun seinen weg, schiebt sich durch das gallert der hitzewelle, die andauert, schonungslos, kein ende kennt. und bringt doch surrend er auch ein versprechen mit, auf abkühlung in dieser stadtsteppe. es sind die hundstage nun mal die umsatzstärksten nach der weihnachtszeit. weil hat man erst die ware durch den hochofen der parkplätze gebracht. hat man erst unaufgetaut in seiner thermotasche das tiefgefrorene die treppen rauf getragen. hat sie, die auswahl bunter eis am stiel, es erst mal in die tiefkühltruhen treuer kunden mal geschafft, kann sich der endverbraucher dann daran abkühlen. und von den lippen, zungen, mägen all der überhitzten körper macht sich vorübergehend eine abkühlung dann wieder breit. macht es für kurze zeit erträglich, dieses ungewöhnlich heiße wetter. seit mittlerweile sieben jahren fährt er nun in seiner firmenuniform, die er mitsamt dem lkw von der gesellschaft sich geliehen hat, die tiefkühlware hier heraußen aus. doch so ein jahr war ihm, dem klimawandelleugner, noch nicht untergekommen. und leise sagt er sich, als er die türe öffnet und diese feuchte schwüle in die fahrerzelle schwappt, dass es sein jahr. „das ist das jahr des eismanns.“ sagt er sich, der schlicht.
Ferdinand Schmalz