Räudige Kiez-Ecken waren einmal. Im Berliner "Tatort" startete mit dem Zweiteiler "Nichts als die Wahrheit" am Ostersonntag sowie am Ostermontag eine geschniegelte und gekampelte Ära: Die Charakterdarstellerin Corinna Harfouch trat ihren Dienst als Susanne Bonard an, ehrfürchtig auch "Heilige Susanne" genannt. Die abgeklärte Theoretikerin und Autorin machte, so der erste Eindruck, selbst aus Enfant terrible Robert Karow (Mark Waschke) einen fast geerdeten Zeitgenossen.

Das noch fremdelnde Duo watete zum Auftakt tief im braunen Sumpf. Racial Profiling bei Streifenpolizistinnen, mächtige Waffendeals, private Sicherheitsfirmen mit verlängertem Arm in den Verfassungsschutz. Bonard flog hochkant aus der Polizeiakademie, nachdem sie rassistische Vorfälle rund um einen Kollegen aufdecken wollte. Und in dem ganzen Schlamassel ignorierte sie den Hilferuf einer ehemaligen Schülerin, die ihr noch kurz vor ihrem Tod am Telefon sagte: "Es ist größer als gedacht."

Ist es auch. "Willkommen in der Realität", ruft Karow Bonard nach, als der Verfassungsschutz ihre Arbeit behinderte. Vielleicht ist das Themengelage dann doch ein bisschen viel zur Einführung einer Figur. Klitzekleine Bitte: Möge ihre TV-Ermittlungsarbeit beide künftig öfter in schummrige Ecken statt hochpolierte Büros in Berlin führen.