Die Wortwelt und ihre Bewohner sind mitunter so selbstverliebt und parfümiert, dass man das Leben dahinter nicht mehr riecht. Die Bücher von Birgit Birnbacher hingegen strömen eine zart-herbe Duftnote aus, die mitten aus dem Leben kommt, ohne dieses maßstabgetreu abzubilden. Vielmehr destilliert die Bachmann-Preisträgerin 2019 aus ihren Menschenfiguren hochprozentige Literatur. Dieser künstlerische Akt wirkt bei Birnbacher nie gekünstelt, die Empathie ist unpathetisch, das soziale Anliegen nicht moralisierend. All diese Qualitäten sind gebündelt in ihrem neuen Roman "Wovon wir leben".