Neue Erkenntnisse rund um die #MeToo-Vorwürfe gegen den zweiten "Corsage"-Darsteller: In einem Schreiben der Medienanwältin Margot Rast heißt es laut "Kurier", sollte er in "irgendjemandem zu irgendeinem Zeitpunkt entgegen seiner eigenen Wahrnehmung verbal zu nahe getreten sein, würde er dies zutiefst bedauern und sich sofort in aller Form dafür entschuldigen".
Wir berichteten hier über eine Gewaltschutz-Kampagne, wo dieser freiwillig mitmachte und die nach Beschwerden von Betroffenen und Zeuginnen wieder offline gegangen ist. Ihr Mandant hätte, heißt es nun in einer ersten Stellungnahme, eine Kreditschädigungsklage eingebracht und sich im Zuge dessen "aus eigener Motivation freiwillig zu einer Sensibilisierungsschulung bereit erklärt". Er wies die Vorwürfe "mit aller Entschiedenheit zurück" und "verurteilt zutiefst jede Form von Gewalt".
Regisseurin Marie Kreutzer und die Filmproduktion kannten die Vorwürfe, Kreutzer nahm im "Profil" im Sommer dazu Stellung, die Produktion Film AG in einem ersten Statement nach dem Publikwerden der Causa: "Natürlich nehmen wir solche Vorwürfe ernst, auch wenn sie nichts mit der Produktion des Films Corsage direkt zu tun haben." Marie Kreutzer hätte damals "sowohl mit dem Schauspieler als auch mit vielen Hinweisgebern versucht, den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Wir hatten gestern noch einmal ein ausführliches Gespräch mit dem Schauspieler. Auch dieses Gespräch hat für uns keinen neuen Informationsstand gebracht." Erstmals sollen diese Gerüchte im März 2021 aufgetaucht sein – rund um den Drehstart von "Corsage".
In einem "Spiegel"-Bericht rudert man nun zurück: "Wir haben ihm vertraut, das hätten wir aus heutiger Sicht nicht tun sollen. Es ist das Recht von Betroffenen, zu entscheiden, ob eine Handlung ein Übergriff ist und wie sie damit umgehen wollen", betonte die Produktion Film AG. Mehrere Quellen hätten dem "Spiegel" bestätigt, dass es bei den Vorwürfen um "sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt und körperliche Gewalt" gegen mindestens drei Frauen gehen soll. 2022, kurz vor der Wien-Premiere von "Corsage", soll es Angebote der Betroffenen gegeben haben, sich mit Kreutzer zu treffen. Eine bekannte Person hatte vermittelt. Zu einem Treffen sei es nicht gekommen. Kreutzer nannte Zeitgründe.
Auf Nachfrage betonte die Filmemacherin im Bericht: Man habe inzwischen gute Maßnahmen und Regeln für einen diskriminierungsfreien Umgang beim Dreh. Für den Umgang "mit öffentlichen, aber anonymisierten Vorwürfen über sexuelle Belästigung durch Mitglieder eines Casts außerhalb einer Produktion" würden sie aber noch fehlen. "Daran müssen wir in der Filmbranche dringend arbeiten."
Im Dienste der Betroffenen
Ein Punkt in diesem Statement ließ aufhorchen: Der Beschuldigte ließ via Medienanwältin ausrichten, er habe sich "sofort nach Auftauchen der aktuellen Vorwürfe an die Plattform #we_do! gewandt und seine Gesprächs- und Aufarbeitungsbereitschaft erklärt, sollten dort gegen ihn gerichtete Vorwürfe einlangen." Gegen diese Aussage wehrte sich die Betroffenheitsstelle schon nach anderen Berichten darüber auf ihren Social-Media-Kanälen. "Es ist keine inhaltliche Entlastung für verursachende Personen, wenn sie sich bei uns melden. Dem ist nicht so. Es kann sogar Teil einer allgemeinen Strategie der Manipulation sein", heißt es darin. Und: Man stehe im Dienst der betroffenen Personen. "Es passiert nur das, was sie wollen. Wenn sie Unterstützung bei einem Gespräch mit der verursachenden Person wünschen, machen wir das gerne." Sonst werden keine Informationen nach außen gegeben - wie welche Personen sich wann an #we_do wandten und wer nicht.