"Tatsächlich mögen einen die farbintensiven Bilder auf den ersten Blick verwirren, wenn man den, im doppelten Sinne, „Übermaler“ Arnulf Rainer in Sachen Farbton eher nicht auf der Sonnenseite der Farbpalette abgespeichert hat: „Wir kennen und lieben Arnulf Rainer schwarz und schroff – im positiven Sinne, und auf einmal erlebt man so eine farbliche Explosion“, schwärmt der Grazer Galerist Helmut Reinisch vor den aufgereihten Bildern, die in seiner Galerie auf die finale Hängung warten. Ab Freitag sind über 70 Bilder von Arnulf Rainer zu sehen, die aus einer Werkserie aus Hunderten Bildern stammen, die zwischen 2011 und 2014 in dessen Winterdomizil auf Teneriffa entstanden sind.
Zwei Frauen, darunter die Kunsthistorikerin Sarah Gold, waren als Modelle damals maßgeblich am Entstehungsprozess beteiligt: „Sie haben Motive aus der klassischen Kunstgeschichte wie Klimt, Schiele und Gauguin nachgestellt. Diese Fotos wurden partiell in Faksimilereproduktionen von alten Meistern eingebaut. In einer dritten Werkgruppe, der Bondage-Gruppe, hat Arnulf Rainer den Modellen zugerufen, was sie machen sollen“, erklärt Manuela Schlossinger, Kunsthistorikerin in der Galerie Reinisch, die Entstehung dieser Werkreihe. In der Farbintensität der Übermalungen zeige sich die positive Herangehensweise Rainers in seinem Spätwerk: „Es ist viel weniger ein Kampf, sondern vielmehr ein Dialog.“