Wenn der Familienname so perfekt mit der Berufsbezeichnung harmoniert (siehe Titel dieses Artikels), dann ist das natürlich purer Zufall. Man könnte aber auch sagen: Fügung. Passt jedenfalls zu Josef M. Doeller.
Und es passte schon, als er im Jahr 1984 zum Grazer Domkapellmeister bestellt wurde. Wobei: Offenbar hatten sich damals alle einen rundlichen Geistlichen erwartet, erinnert sich der gebürtige Waldviertler schmunzelnd, und dann tauchte da ein schmächtiger 29-Jähriger auf. „I war a Bua“.
Dass der „Bua“ aber viel drauf hatte, erkannte man schnell. Schließlich hatte sich Doeller nach dem Studium der Kirchenmusik und Musikerziehung als Kapellmeister der Wiener Sängerknaben, die er etwa für Projekte der Staatsoper oder von Nikolaus Harnoncourt vorbereitete, erste Sporen verdient.
Jedenfalls wirkte Doeller fortan voll und ganz nach dem Luther-Wort, das auch Hans Haselböck für seine Motette „Vorspruch“ verwendete: „Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Gut gewonnen...“ Der so passionierte wie akribische Dirigent arbeitete sich ins große Repertoire mit Messen, Passionen und Oratorien vor, legte sich Händel-Prachtwerke wie „Teodora“ ebenso aufs Pult wie „den größten Brocken“, Franz Schmidts „Buch mit den sieben Siegeln“. Mit Uraufführungen von Anton Heiller über Augustinus Kropfreiter und Peter Planyavsky bis zu Michael Radulescu machte er die Dommusik auch zu einer Versuchsstation für Zeitgenössisches.
Und dann gab es da noch eine Kleinigkeit, die „Zwanzigjahresfliege“, wie Josef M. Doeller sie hübsch nennt. Er hatte ja von 1998 bis 2018 mit dem Projekt „Bach XXI“ mit Jörg Zwickers treuer Capella Leopoldina einen Koloss gestemmt, nämlich sage und schreibe 170 geistliche Kantaten des Barockmeisters dirigiert. Und weil der Marathonmann noch nicht genug hatte, ging er erst mit „Bach XXI 2.0“, in dem er dessen überwältigendes Œuvre in Bezug zur Bach-Familie, zu Zeitgenossen und anderen stellte, ins Ziel.
Von Michael Tschida