Herr Stermann, wir sind hier in Graz. Was fällt Ihnen zu Graz ein?
DIRK STERMANN: Ach, so viel. Ich war eine zeitlang sehr viel in Graz, aus privaten Gründen. Das Tolle war, dass ich in Graz nie etwas zu tun hatte und den ganzen Tag immer einfach so herumlaufen konnte, einkaufen und ins Kino gehen. Graz ist für mich fast ein bissel wie eine Urlaubsstadt.

Sie haben am 12. Oktober in Wien Ihre Tournee mit dem Kabarettprogramm „Zusammenbraut“ gestartet. Was hat Sie dazu bewogen, ein Soloprogramm auf die Beine zu stellen?
Tatsächlich war es so, dass Leute in den letzten Jahren immer wieder zu mir gesagt haben, wenn man in einer Band oder in einem Duo ist, dann muss man sich zwischendurch schon mal dazu erfinden. Sonst stirbt man irgendwann als Duo und dann stehen auf dem Grabstein zwei Namen. Jetzt war es so, dass der Kollege kein neues Programm schreiben wollte, das war eine jahrelange Diskussion schon. Und dann habe ich mir gedacht, vielleicht ist das ein sehr guter Moment, das mal alleine auszuprobieren. Das hat den Riesenvorteil, dass man alleine schreiben kann, alleine Termine mit sich ausmacht, zweihändig am Laptop schreibt und nicht vierhändig, was aufgrund der Größe der Tastatur gar nicht so doof ist. Durch das Romanschreiben bin ich eh auf den Geschmack gekommen, auch alleine zu arbeiten.

Ihr jüngster Roman „Maksym“ hat mit Ihnen als Vater zu tun und das Kabarettprogramm jetzt auch. Gibt es eine Art Rückkoppelung zwischen den beiden?
Es ist so: Im Roman geht‘s um den kleinen Sohn von diesem Dirk Stermann. Auf der Bühne geht es um die große Tochter, die heiratet. Das heißt, dazwischen liegt sehr viel. Ich spiele in Wahrheit mit dieser Figur, ich spiele mit mir selbst. Ich bin weder der eine noch der andere, aber ich bin der, der beide geschrieben hat. Insofern steckt da wohl auch irgendwas von mir drin. Aber ich hoffe, dass ich weder so bin wie der im Roman, noch vor allem, dass ich nicht so bin wie der auf der Bühne.

Sind Sie ein guter Vater?
Das ist eine Frage, die man als Vater nicht beantworten kann. Das müsste man die Kinder fragen. Aber sagen wir mal: Ich bemühe mich zumindest sehr. Es ist mir ein Anliegen, anders als im Buch und auf der Bühne zu sein.

Sie haben in ihrer Karriere schon einiges gemacht. Sie waren Moderator, allein und mit Christoph Grissemann, Sie machen jetzt Kabarett, Sie haben Filmrollen gespielt, Bücher geschrieben, sogar ein Kochbuch und ein Kinderbuch. Was kommt da noch?
Nichts. Gar nichts. Da kann nichts kommen, kein anderes Genre. Weil ich eh nichts kann. Wobei: ich singe auf der Bühne. Ich weiß, dass ich eigentlich nicht singen kann. Bei den Probenabenden in Innsbruck habe ich gemerkt, dass ich das gerne mache, absurderweise. Es ist ja oft so: Wenn man etwas nicht gut kann, es aber gerne macht, dann halten die Leute das scheinbar trotzdem aus.

Wie lange wollen Sie das neue Programm spielen?
Es läuft jetzt mal bis Ende April, aber in der Regel läuft es ja so: Wenn es funktioniert, wenn die Leute das mögen und auch ich das mag, dann ist Kabarett schon auf länger ausgelegt. Man muss es ja nicht so machen, wie der Josef Hader, dass man 20 Jahre lang das gleiche Programm spielt. Das Gute am Kabarett ist, das es sich immer verändern kann. Das Lustige ist, dass das Publikum, anders als im Theater, auf längere Sicht immer mit Regie führt.

Haben Sie Pläne darüber hinaus?
Ich mach das Fernsehen natürlich weiter, solange die Quoten so sind, dass der ORF uns nicht rauswirft. Ich habe ein neues Buchprojekt: Ich schreibe über die Erica Freeman, eine 95-jährige Psychoanalytikerin, die in Wien geboren wurde und als Kind alleine nach New York musste. Die dann dort Analytikerin wurde und die ganzen Hollywoodstars auf der Couch hatte. Sie lebt jetzt seit zwei Jahren Gott sei Dank wieder in Wien. Sie ist eine Freundin von mir und über sie möchte ich gerne einen Roman schreiben.

Sie leben seit 34 Jahren in Österreich. Hält man das als Deutscher aus?
Ja. Gut. Sehr Gut. Es hängt davon ab, ob einem das Land entspricht. und ich hab mich sofort hier wohlgefühlt. Ich bin sehr glücklich und dankbar über die Entscheidung, das so gemacht zu haben.

Sie werden immer wieder als Lieblingspiefke der Österreicher bezeichnet. Wie geht man mit so einem Etikett um?
Ich hab unlängst eine Lesung gehabt, beim Verein der österreichischen Roma und der Roma-Präsident hat auch vorher gesagt: der Lieblingspiefke. In der ersten Reihe saß aber der deutsche Kulturattaché. Das war mir dann peinlich. Aber der ist erst seit ein paar Jahren da, darum hab ich mehr dafür getan, mir das Recht erworben zu haben.