Ganz klar: Dort, wo es am finstersten wird, ist das Licht am kostbarsten. Nördlich des Polarkreises etwa kann eine Nacht ein paar Tage oder Wochen dauern und das fällt einem auf jeden Fall dann auf, wenn man Finne ist. So wie Kari Kola. Der 1978 in Nordkarelien geborene Lichtkünstler macht seit Jahren weltweit mit spektakulären Landschaftsinstallationen von sich reden. Mit in knalliges Licht getauchten Gebäuden, Parks, Stadtteilen, Gewässern und damit nicht genug: Am UNESCO-Welterbetag 2018 brachte er Stonehenge zum Glühen, in Lappland gleich den ganzen Berg Saana. Und im Auftrag der Europäischen Kulturhauptstadt Galway illuminierte er 2020 mit 1000 grünen und blauen Lampen 500 Hektar Naturlandschaft im irischen Connemara. "Das größte ortsspezifische Lichtkunstwerk, das je geschaffen wurde", brüstete sich Galway damals. Da staunten nicht nur die Schafe auf den Weiden.
Jetzt erleuchtet Kola Graz. Und will dabei hoch hinaus: Mit einer Lichtbrücke namens "Blue Sky" verbindet er die beiden Standorte des morgen beginnenden Grazer Klanglicht-Festivals, den Schloßberg und das Stadtviertel Reininghaus. Sein Arbeitsmaterial, sagt Kola, sind dabei nicht nur spezielle Lampen, sondern überhaupt die Finsternis an sich: Er habe sich den Umgang mit dem Licht beigebracht, "um die Dunkelheit nutzbar zu machen, die mich im finnischen Winter umgibt." So entstehen neue zauberische Räume rund um Architektur und Landschaft.
Ute Baumhackl