Das Gedächtnis und seine als negativ empfundene Eigenschaft, das Vergessen, waren seit je ein Problem. Schließlich galt es, möglichst viel an Kenntnissen und Können gedächtnismäßig aufzunehmen, zu speichern, um es bei Bedarf verfügbar zu haben. Die "ars memoriae" (Gedächtniskunst = Mnemotechnik) gilt seit der Antike als Methode, sich alles zu merken und nichts zu vergessen. Sie hält in Bildern fest, was unvergessen bleiben sollte.

Hier setzt Valentin Oman, einer der bedeutendsten von den international renommierten Künstlern des Landes, mit seinen jüngsten Arbeiten an. Mit vier wandfüllenden Tafeln (aus einer abgeschlossenen 14-teiligen Serie mit dem Titel "in memoriam Ukraine" transferiert er Fotos aus der aktuellen TV-Berichterstattung über den Krieg in seine charakteristische Bildsprache. Er unterzieht die im Laserdruck hergestellten Lichtbilder einer künstlerischen Gestaltung am Computer durch Einschübe, (De-)Collagierungen, Überdruckung, neuerliche Beschichtungen und spezifischer Farbgebung; überwiegend grün-gelb. So ist das Eigentliche nicht am Kolorit der Oberfläche, sondern im Darunter zu erkennen.
Die wirkmächtigen, diversen Bilderfolgen konterkarieren die massenmediale Bilderflut, da sie in Still Screens lediglich Augenblicke festhalten. Sie heben sich damit ab von der bloßen Dokumentation und öffnen zusätzliche Denkräume. Es ist eine spezielle Form, um Erinnerung im Bild zu bannen.

Oman setzt damit konsequent seine Arbeit wider das Vergessen fort. Schließlich sind seine Zyklen über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, an den sich nur mehr wenige erinnern können, nach wie vor aktuell. Jüngeren Datums sind Teile der Werkgruppe "Immer wieder Mauern", die 2019 in Palästina entstand. Sehr kompakte Bilder in teils leuchtenden weißen und blauen Tönen. Im Zentrum der gequälte leidende Mensch, den Wände isolieren. All dies ist eingebettet in eine beachtliche Auswahl von Omans überreichem Schaffen, mit der Leit-idee: "Ecce homo". Menschenbilder aus Überschichtungen fragmenthaft herausgeschält, führen die Brüchigkeit des Lebens vor Augen. Es sind keine konkreten Individuen, denen er Gestalt verleiht; es sind Figuren welche den ontologischen Zustand des Menschen darstellen. Es sind die "Umrisse", die ihn kenntlich machen.

Neuere Papierarbeiten dokumentieren die Qualität des Graphikers und Malers Oman. Auch des Archäologen Oman, der Schicht für Schicht abträgt und darunter Liegendes frei legt. So arbeitet er weiter an seiner „ars memoriae“. Denn, was das Bild festhält, erinnert stets aufs Neue an das Vergessene.