Mehr als zehn Jahre lang gab es nichts Neues von Porcupine Tree, einer der einflussreichsten Bands des Progressive Rock. Obwohl die gewaltigen Alben des Quartetts um Mastermind Steven Wilson mit den Jahren immer erfolgreicher wurden, legte der Brite sein Projekt um 2011 herum auf Eis. Nachdem er sich seitdem vorwiegend auf seine Solokarriere konzentriert hatte, gibt es nun für die Fangemeinde der Band wieder Grund zur Freude: Mit "Closure/Continuation" erscheint ein neues Album.

Dabei sahen viele Anhänger der Gruppe Wilsons Solowerke zuletzt zwiespältig, waren diese doch für das Genre eher gefällig und manch einem zu seicht. Nie verstummte über die Jahre die Frage: Kommen Porcupine Tree zurück? Man dürfe als Künstler nie denken: Was wollen die Fans, was erwarten die Fans, sagte Wilson kürzlich dem "Rolling Stone". "Man muss denken: Was will ich tun, was begeistert mich?" Denn wenn man selbst nicht begeistert sei – wie könne man dann erwarten, andere zu begeistern?

Jetzt endlich ist seine Band wieder da. Als Trio ohne Bassist Colin Edwin, aber klanglich genau dort, wo man Porcupine Tree erwartet. Mit hämmernden Bassläufen, harten Riffs, breiten Keyboardflächen, allerfeinster Rhythmusarbeit von Drummer Gavin Harrison und schließlich ausladenden, musikalisch sinnstiftenden Melodienbögen, die mitunter in himmlische Chöre münden. Die typischen Eigenschaften des Porcupine-Tree-Sounds zwischen Aggressivität und Melancholie prägen auch dieses erste Studioalbum seit 2009. Fans dürfen sich musikalisch von der ersten Sekunde an zu Hause fühlen.

"Closure/Continuation" entstand über einen langen Zeitraum. "Wir hatten große Freude daran, es zu machen", sagte Wilson dem "Rolling Stone". Das Album habe alle Merkmale der Porcupine-Tree-DNA, fühle sich aber wie eine Weiterentwicklung an. "Die ältesten Lyrics sind zehn Jahre alt, und wenn man bedenkt, was in den vergangenen zehn Jahren in der Welt passiert ist – es ist unglaublich. Es scheint, als würden wir von einer globalen Katastrophe in die nächste geraten." Er selbst, schon immer an dystopischen Aspekten interessiert, verdanke dem viele Inspirationen.

Porcupine Tree machen da weiter, wo sie vor mehr als einem Jahrzehnt aufgehört haben. Doch kann die Band den Zauber ihrer zeitlos großen Alben wie "In Absentia" zum Leben erwecken? Das wird die kommende Tour zeigen, die Porcupine Tree am 23. Oktober auch nach Wien in den Gasometer führt. Wilsons diskussionsfreudige Fans werden Gesprächsstoff haben.