Mit 2338 eingereichten Projekten aus 88 Ländern präsentiert sich der Prix Ars Electronica im Jahr 2022 erneut als zentraler Knotenpunkt im globalen Netzwerk der Medienkunst. Nun stehen die Preisträgerinnen und Preisträger der unterschiedlichen Kategorien fest, die jeweils 10.000 Euro für die seit 1987 jährlich von einer internationalen Jury vergebenen "Goldenen Nicas" und einen prominenten Auftritt beim Ars-Electronica-Festival erhalten.

Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker sah einen eindeutigen Trend der Siegerinnen und Sieger zu "verantwortungsvollem Agieren mit Technik und aktivem Eingreifen in die Zukunft".

Computer Animation

Rashaad Newsome (US) erzeugt mit "Being" eine computergrafisch erzeugte Avatarin, wie der Leiter des Animation-Festivals, Jürgen Hagler, bei der Präsentation erklärte. Newsome beschäftigt sich mit black und queer culture, sein Avatar "Being" ist seit 2019 aktive Künstlerin, die ein Statement für das Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus setzt.

Rashaad Newsomes "Being"
Rashaad Newsomes "Being" © Rashaad Newsome

Interactive Art+

Jung Hsu (TW) und Natalia Rivera (CO) sicherten sich mit ihrer offenen Plattform "Bi0film.net: Resist like bacteria" unter rund 900 Einreichungen eine Goldene Nica, so Chefkurator Martin Honzik. Die jungen Studentinnen aus Taiwan und Kolumbien wollen die Verbindung zu alternativen Netzwerken erleichtern und unterstreichen, wie wichtig unsere Autonomie in Sachen Kommunikationstechnologien ist – gerade dort, wo autoritäre Regime Internetzensur einsetzen. Dazu nutzen sie den gelben Regenschirm – ein Symbol der Hongkong-Bewegung – als parabolische WiFi-Antenne, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Demonstrationen verbindet.

Digital Communities

Das "Avatar Robot Cafe DAWN ver.b" gewann mit Japaner Ory Yoshifuji und Ory Lab, die auch beim Starts Prize eine "Honorary Mention" erreichten. Prix-Organisatorin Emiko Ogawa erklärte, dass die Roboter, die in dem Café bedienen, von beeinträchtigten Menschen gesteuert werden, die das Haus nicht verlassen können. Das Projekt sei eine künstlerische Zukunftsvision, das die Isolation bekämpft, so Ogawa.

U19 – Create your World

Die Goldene Nica in dieser Kategorie ging an "Die schwarze Decke" von Mary Mayrhofer (AT). Darin verarbeitet die 19-jährige Oberösterreicherin ihre Depression künstlerisch, begleitet von einem Gedicht, in einer Fotoserie. Marion Friedl präsentierte die Preisträgerinnen und Preisträger der Kategorien U10 bis U19, darunter die interaktive Installation "/_ holofear", die die Angst, etwas zu verpassen, thematisiert.

Visionary Pioneer of Media Art

Die US-Amerikanerin Laurie Anderson erhielt den Preis in der Kategorie mit dem biennalen Titel. Die 75-jährige Musikerin, Komponistin, Filmemacherin, Autorin und Medienkünstlerin war 2002 erste "Artist in Residence" bei der NASA.

Award for digital Humanity 

Der gemeinsam mit dem Außenministerium vergebene Preis geht an "The Data Nutrition Project", eine disziplinenübergreifende Initiative, die eine schnelle und bessere Bewertung von Datensätzen zum Training von KI ermöglichen will. Denn derzeit spiegeln trainierte Algorithmen gesellschaftliche Schieflagen und Vorurteile unweigerlich wider.