Er stand selbst im hohen Alter noch vor der Kamera und prägte das französische Kino über viele Jahrzehnte hinweg. Nun ist Jean-Louis Trintignant im Alter von 91 Jahren verstorben, wie seine Familie mitteilte. Damit geht ein Schauspielerleben zu Ende, das auf Rollen in rund 150 Kino- und Fernsehproduktionen zurückblicken konnte. Bekannt wurde der am 11. Dezember 1930 geborene Trintignant mit "Ein Mann und eine Frau" (1966), zur Legende mit Michael Hanekes "Amour" (2012).
Für Haneke wirkte Trintignant auch als Erzähler in "Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte" aus 2009 und stand 2017 überdies für das bis dato letzte Werk des österreichischen Filmemachers, "Happy End", vor der Kamera. Zu den weiteren Werken aus dem langen Œuvre des Künstlers Jean-Louis Trintignant zählen etwa Roger Vadims Skandalfilm "Und immer lockt das Weib" (1956) oder der Politthriller "Z" von Costa-Gavras, der ihm 1969 den Darstellerpreis in Cannes einbrachte.
Zuletzt war Trintignant 2019 im Kino zu erleben gewesen, als er für Claude Lelouchs "Die schönsten Jahre eines Lebens" vor der Kamera stand. Der Film knüpfte an den legendären Klassiker "Ein Mann und eine Frau" von 1966 an, mit dem Lelouch ein Nouvelle-Vague-Epos drehte und nicht zuletzt seinem Darsteller Trintignant zum internationalen Durchbruch verhalf. Der verkörperte einen Rennfahrer, der sich in eine verwitwete Frau verliebt, gespielt von Anouk Aimée. Über 50 Jahre später führte Lelouch das Duo in "Die schönsten Jahre eines Lebens" an die früheren Schauplätze zurück - ein filmischer Abschied, wie sich nun herausstellt.
Trintignant stand in über 150 Kino- und Fernsehfilme vor der Linse, wobei zu seinen bekanntesten Arbeiten neben "Ein Mann und eine Frau" der Skandalfilm "Und immer lockt das Weib" von Roger Vadim mit Brigitte Bardot aus 1956 zählt - und nicht zuletzt der Polithriller "Z" von Costa-Gavras, für den er 1969 in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, "Der große Irrtum" von Bernardo Bertolucci oder "Die Stadt der verlorenen Kinder" von Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro sind weitere Meilensteine eines großen Œuvres.
Vor allem aber verband Trintignant mit Michael Haneke ein enges Band. Für den österreichischen Filmemacher wirkte er 2009 als Erzähler in "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte", bevor er 2012 mit "Amour" (Liebe) eine heute bereits legendäre Leistung als alternder Ehemann neben Emmanuelle Riva ablieferte. Und 2017 spielte er erneut in Hanekes bis dato letztem Werk "Happy End" den suizidalen Großvater einer großbürgerlichen Familie im nordfranzösischen Calais.
Seinen Abschied vom Film und Theater hatte Trintignant dabei bereits einige Jahre zuvor angekündigt. 2013 wollte er sich mit einer Lesung seiner Lieblingsgedichte von Boris Vian, Jacques Prévert und Guillaume Apollinaire von seiner langen Schauspielkarriere verabschieden. "Ich überlasse den Jungen den Platz", sagte er damals. Doch daraus wurde nichts, trotz einer Prostatakrebserkrankung.
Trintignant hat in seiner bald 70-jährigen Karriere geheimnisvolle und nur schwer zu ergründende Menschen verkörpert, die nicht das waren, was sie auf den ersten Blick schienen: den eiskalten Mörder, eifersüchtigen Ehemann, verklemmten Spießbürger und verkappten Schwulen. Mit wenigen Gesten, beherrschter Miene und scheinbar ausdruckslosen Augen etablierte sich Trintignant als vielschichtiger Charakterdarsteller profiliert. Geboren im südfranzösischen Piolenc in der Nähe von Orange entdeckte der Sohn eines wohlhabenden Industriellen während seines Jusstudiums in Aix-en-Provence seine Liebe zum Schauspiel, als er das Theaterstück "Der Geizige" von Molière entdeckte.
Drama gab es für Trintignant aber auch abseits der Bühne. Als er sich 1956 bei "Und ewig lockt das Weib" in Brigitte Bardot verliebte, lief der Boulevard zur Höchstform auf. Um dem Medienrummel um seine Liaison mit Bardot zu entfliehen, floh er freiwillig in die Armee und kehrte erst rund drei Jahre später wieder zurück.
Auch später blieb das Leben des Schauspielers nicht unbeschattet. Von seinen drei gemeinsamen Kindern mit Exehefrau Nadine verlor er eines durch plötzlichen Kindstod. Seine Tochter und Schauspielerin Marie Trintignant starb 2003 im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Gewalt ihres Freundes, Rockstar Bertrand Cantat. Sie war zusammen mit ihrem Vater in mehreren Filmen und Theaterstücken aufgetreten.