"Malina", der einzige Roman von Ingeborg Bachmann, feiert als Theaterstück des Theaters "Wolkenflug" am 96. Geburtstag der Schriftstellerin (am 25. Juni im Klagenfurter Burghof) Premiere. Bachmann selbst bezeichnete ihr Buch als "eine geistige, imaginäre Autobiografie. Diese monologische oder Nachtexistenz hat nichts mit der gewöhnlichen Autobiografie zu tun, mit der ein Lebenslauf und Geschichten von irgendwelchen Leuten erzählt werden." Der Inhalt? Kurz gesagt geht es um eine (namenlose) Ich-Erzählerin, die ihre existenzielle Situation als Frau und Schriftstellerin bis in die Extremzonen erforscht. Sie lebt in Wien mit Malina zusammen, ihre leidenschaftliche Liebe gehört jedoch dem Ungarn Ivan.
"In meinen Augen ist 'Malina' zuallererst eine Suche nach den Möglichkeiten und Themen einer Frau im Literaturbetrieb. Bachmann befragt radikal Themen wie weibliche Sexualität und Beziehungsarbeit, erstaunlicherweise wird davon in der Rezeption wenig Notiz genommen", erklärt Ute Liepold ("Wolkenflug"), die für die Inszenierung sowie die Bühnenfassung zuständig ist. In dem Roman konstruierte Bachmann ein weibliches Ich, das in ständiger Auseinandersetzung, aber auch im fürsorglichen Verhältnis zu dem Alter Ego Malina steht.
Bachmann als unsterblicher Mythos
"Ingeborg Bachmann ist eine sehr vielfältige und spannende Autorin. Ihre inszenierten, auf zahlreichen Fotos dokumentierten Auftritte, die Beziehungen mit Paul Celan und Max Frisch, ihre klugen und dezidierten politischen Stellungnahmen, ihr tragischer und rätselhafter Tod bilden die Basis für einen unsterblichen Mythos", sagt die Regisseurin. "Der herausfordernde Roman ist gleichermaßen verstörend wie wegweisend." Die drei Schauspielerinnen Grischka Voss, Tochter des legendären Burgtheaterschauspielers Gert Voss, Birgit Fuchs und Magda Kropiunig zeigen das Beziehungsgeflecht und den Machtkampf zwischen Ich, Malina und dem Geliebten Ivan als durchgängiges Thema der Inszenierung.
Die bildende Künstlerin Elisabeth Wedenig hat sich von der Schriftstellerin und ihrem Roman inspirieren lassen. Das Bühnenbild besteht aus einer achtteiligen Bilderabfolge, die sich auf verschiedene Motive im Roman bezieht. Die Präsentation des Bühnenbildes findet am Dienstag, dem 21. Juni, um 19 Uhr im Burghof statt. Dort werden auch Wedenig und die Direktorin Museum Moderner Kunst Kärnten, Christine Wetzlinger-Grundnig, sowie Ute Liepold vor Ort sein.
Der Roman selbst wurde vielfach als Aufarbeitung der Beziehung Ingeborg Bachmanns mit Max Frisch verstanden und als Antwort auf dessen Roman "Mein Name sei Gantenbein" gesehen. "Die Suche nach dem weiblichen Selbst der in Klagenfurt geborenen und aufgewachsenen Autorin ist immer auch eine Suche nach dem Austausch mit dem anderen und eine Dekonstruktion der Vorstellungen von Identitäten", weiß Liepold.
Daniela Winkler