Insgesamt 14 Aufführungen rittern in Marburg/Maribor beim Borstnik-Theatertreffen bis 12. Juni um die begehrten Preise (Regie, Bühnenbild, Schauspiel), darunter „Emigranten“ von Slawomir Mroek und „Zement“ von Heiner Müller (beide SNG Drama Ljubljana). Mit „Vročina“ (Hitze) ist eine Koproduktion des steirischen herbst 2021 dabei, das Stadttheater Laibach zeigt das mit dem Pulitzerpreis für Theater ausgezeichnete Stück „August“ des US-Dramatikers Tracy Letts, das unter dem Titel „Im August in Osage County“ mit Meryl Streep in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Ebenfalls mit im Bewerb ist die Dramatisierung von Drago Jančars Roman „Die Nacht, als ich sie sah“ (8. Juni; eine Kritik lesen Sie hier). Darauf, dass die internationale Koproduktion (Nationaltheater Maribor, Cankar Center Ljubljana, Jugoslawisches Nationaltheater Belgrad und Burgtheater) wie vereinbart auch in Wien zu sehen sein wird, wartete man bislang vergebens. Nach der Uraufführung im September 2021 wurde die erste Hälfte des heurigen Jahres für das Gastspiel ins Auge gefasst, danach stand Vertröstung auf dem Programm. Auch bei der Pressekonferenz zur nächsten Spielzeit betonte Burgtheater-Direktor Martin Kušej zwar die vielsprachige Ausrichtung des Hauses, verlor aber kein Wort über das Gastspiel, sondern kündigte seine eigene Inszenierung „Drei Winter“, eine Familien- und Jugoslawien-Geschichte der Kroatin Tena Štivičić, an.
Auf Nachfrage hieß es vonseiten des Burgtheaters: „Leider mussten unsere Koproduktionspartner uns mitteilen, dass für sie die Vereinbarung über Vorstellungen in Wien aus finanziellen Gründen aktuell nicht zu leisten ist.“ Konkret geht es um 30.000 Euro, die man in Wien als Kompensation für die Schließtage haben will, die für Aufbau und Probe der Inszenierung von Janez Pipan gebraucht werden. Man müsse schließlich die aufgrund von Corona abgesagten Vorstellungen nachholen. „Eine Ausrede“, ist dazu sogar aus der Burg zu hören.
„Enttäuscht und traurig über diese Ausführungen von Kušej“ zeigt sich der Kooperationspartner. Man habe nie Finanzschwierigkeiten ins Treffen geführt, betont Danilo Rošker, Schauspieldirektor des Nationaltheaters Maribor. Laut Vertrag sei das Drama Maribor für den Transport zuständig und die Burg für die Unterbringung. Richtig sei, so Rošker, dass man zunächst drei Schließtage wollte, sich dann aber auf zwei Tage inklusive Vorstellung verständigt habe. Dem Wunsch von Kušej zu entsprechen, den Abend (Argument: viereinhalb Stunden seien zu lang für Wien) zu kürzen, verbiete sich aus künstlerischen Gründen.
Für den Einwand könnte der Burgtheater-Chef als Freund ausgewalzter Theaterabende wie etwa der „Hermannsschlacht“ doch Verständnis aufbringen. Derzeit versuchen beide Koproduktionspartner, eine Lösung für die kommende Spielzeit zu finden, heißt es aus der Burg.
Uschi Loigge