Die Zeit muss reif sein – auch für Bücher. Raphaela Edelbauer (31), frisch gekürte Gewinnerin des Österreichischen Buchpreises, hatte ihren Sieger-Roman „DAVE“ schon einmal im Kopf, das Schreiben daran dann aber wieder abgebrochen, weil ihr das notwendige Rüstzeug dafür gefehlt habe, wie sie in einem Interview sagte. Das Warten auf den richtigen Zeitpunkt hat sich gelohnt. „DAVE“ – eine sprachgewaltige Mischung aus Science-Fiction und sozialer Dystopie – hat nicht nur Leser und Kritiker überzeugt, sondern auch die Buchpreis-Jury. In der Begründung heißt es: „Der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression.“
Die Zeit muss reif sein – auch für Preise. Bereits vor zwei Jahren war Edelbauer mit ihrem Roman „Das flüssige Land“, in dem es um den noch immer grassierenden Erinnerungsverlust an die Nazi-Vergangenheit in unserem Land geht, für den Österreichischen Buchpreis nominiert. Dass es diesmal klappte, bedeutet Edelbauer „sehr viel“, zumal sich nicht damit gerechnet habe, wie sie bei der Preisverleihung meinte.
Die Bücher von Raphaela Edelbauer sind eine denkmutige Kombination aus philosophischer Unterfütterung und sprachlicher Fabulierlust. Das mag daran liegen, dass die Wienerin nicht nur Sprachkunst studierte – u. a. beim Schriftsteller Robert Schindel –, sondern auch Philosophie. Auch eine gewisse familiäre „Vorbelastung“ ist ebenfalls gegeben. Ihr Vater ist der Philosoph und Schriftsteller Henri Harald Edelbauer, ihre Mutter Gabriele Schätzle-Edelbauer ist Ethnologin.
Raphaela Edelbauer arbeitet bereits an einem neuen Buch, einfach deshalb, weil es ihr „im Leben am meisten Spaß macht, zu schreiben“. Und obwohl „DAVE“ große, ernste, schwergewichtige Literatur ist, kommt im Roman auch die Unterhaltung nicht zu kurz. Liebesgeschichte und Thriller sind darin fein verwoben. Das ergibt ein preiswürdiges Leseerlebnis.