"Was wäre das Leben ohne Schönheit?“ Eve Vernet, eine Rosenzüchterin mit finanziellen Schwierigkeiten, hat recht: Wozu braucht es denn Rosen, wenn nicht wegen der Schönheit und ihres betörenden Duftes?
„Der Rosengarten der Madame Vernet“ ist ein melancholisches Märchen unter der Regie von Pierre Pinaud. In der französischen Komödie, die diese Woche in den Kinos startet, schnappt der schnöselige Constantin Lamarzelle (Vincent Dedienne) jedes Jahr Madame Vernet (Catherine Frot) den Sieg beim „Concours International de Roses de Bagatelle“ in Paris weg.
Eve ist finanziell am Ende, aber ihr Stolz ist ihr geblieben. Ihre Sekretärin Vera (Olivia Côte) karrt eines Tages Samir (Fatsah Bouyahmed), Nadège (Marie Petiot) und Fred (Melan Omerta) an, die aus einem Resozialisierungsprogramm stammen und billig für Madame arbeiten sollen. Ein Tattoo auf Freds Oberarm zeigt eine Rose. „Wegen der Band The Lion“, sagt er. Das bringt Eve auf eine Idee: Sie möchte ihre eigene Kreation „Wichuraina“ mit „The Lion“ kreuzen, einer Rose aus dem Jahr 1848. Doch leider ist „The Lion“ im Besitz von Lamarzelle, der die Rose nicht für Kreuzungen zur Verfügung stellt. Was liegt näher, als mit dem notorischen Kleinkriminellen Fred und den beiden anderen Neoangestellten einen „Einbruch“ in die Firmenzentrale des Reichen Lamarzelle zu planen.
Die Geschichte entführt in den Subkosmos der Rosenzüchter, in dem Düfte und Farben das Leben bestimmen, der ein wenig nach vergangenen Tagen riecht und mit genügend Charme ausgestattet ist, um eine Handlung zu tragen. Die sanfte Kameraführung unterstützt die Verletzlichkeit der Rosen und so ist die Komplizenschaft zwischen Eve und ihren Angestellten Ausgangspunkt einer Entwicklungsgeschichte. Madame Vernet, eine direkte und stolze Frau ohne Vermögen, entwickelt langsam so etwas wie Zuneigung zum fluchenden und vom Leben gebeutelten Fred, der schweigsamen Nadége und dem liebenswerten Samir. Nicht nur die drei erkennen bald, dass „Roses Vernet“ für sie eine Chance darstellt, um aus ihrem alten Leben zu entfliehen. Catherine Frot, die in Filmen wie „Odette Toulemonde“ glänzte, spielt mit großer Eleganz eine Frau mit Stolz und Anmut, die sich eines nicht nehmen lässt: ihren Namen. Die Grundstruktur der Geschichte (Underdog gegen die Mächtigen) folgt einem altbekannten Muster, das aber durch die sympathische Geschichte nicht an Reiz verliert. Man darf lachen, etwas melancholisch sein und sich an den warmen Farben des französischen Sommers sattsehen: „Was wäre das Leben ohne Schönheit?“
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